Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 467. 
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen 
Amtes Freiherrn von Schoen.1) 
Eigenhändig. 
Berlin, den 11. März 1909. 
Der serbische Geschäftsträger* 2) hat mir heute die anliegende Note3) 
überreicht, deren Inhalt durch die Presse schon bekannt ist. 
Es scheint mir sehr fraglich, ob die Note in Wien mit Befriedigung 
aufgenommen wird. Serbien erklärt zwar, daß es von Österreich-Ungarn 
keinerlei Kompensationen, weder politische noch wirtschaftliche, ver¬ 
langt, spricht aber hiermit nicht ausdrücklich den Verzicht auf solche 
überhaupt aus. Es legt die Lösung der schwebenden Fragen, dem rus¬ 
sischen Ratschlag gemäß, in die Hände der Mächte, also einer Kon¬ 
ferenz... Auch enthält die Note keine Zusicherung der Abrüstung, 
spricht vielmehr von Gegenseitigkeit, sagt also mit anderen Worten: 
„Wenn Österreich-Ungarn abrüstet, rüsten wir auch ab.“ Endlich dürfte 
die Note eine Ablehnung direkter Verhandlungen über wirtschaftliche 
Fragen bedeuten, da sie ja alles in die Hände der Mächte legt. 
v. Schoen. 
Nr. 468. 
Der Botschafter in Wien von Tschirschky 
an das Auswärtige Amt.4) 
Telegramm. Entzifferung. 
Nr. 55. Wien, den 11. März 1909. 
Freiherr von Aehrenthal bat mich heute zu sich, um mit mir die 
serbische Zirkularnote zu besprechen. Er findet in ihr manches Be¬ 
friedigende, wenn sie auch noch nicht als genügend zu bezeichnen sei. 
Jedenfalls betrachte er sie als „le commencement de la conversation“ 
*) Die Große Politik Bd. 26 (II. Hälfte), Nr. 9422, S. 65o. 
2) Boghitschewitsch. 
3) Siehe den Text der serbischen Note vom 10. März im österreichisch-ungarischen 
Rotbuche: Diplomatische Aktenstücke betreffend Bosnien und die Herzegowina 1908— 
I9°9» S. 94- Über die Entstehung der Note, deren Wortlaut von Iswolsky bis ins ein¬ 
zelnste inspiriert war, vgl. v. Siebert, Diplomatische Aktenstücke a. a. O., S.84ff. 
4) Die Große Politik Bd.26 (II.Hälfte), Nr.9423, S.56i. 
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