Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 978. 
Herr von Merey an Graf Berchtold.*) 
Telegramm. Rom, den 3o. Juli igi4- 
Nr. 557. 
Heute aus Fiuggi zurückgekehrter deutscher Botschafter suchte mich 
auf. In seinen Äußerungen fielen mir zwei kritische Bemerkungen auf: 
1. Wir kämen mit allem zu spät, mit der Untersuchung, mit der Über¬ 
gabe der Note in Belgrad, mit deren Mitteilung in Rom und jetzt mit der 
Mobilisierung und dem Losschlagen. 
2. Man sei sich in Berlin eigentlich über das Ziel unserer Aktion nicht 
im klaren. Solange wir nämlich nicht Serbien ganz oder teilweise annek¬ 
tieren, werde auch das durch eine Niederlage geschwächte Serbien in 
der Lage sein zu agitieren, geheime Vereine zu gründen, Attentate zu 
inszenieren usw. 
Nr. 974. 
Der bulgarische Gesandte Radeif, Bukarest, 
an das Ministerium des Äußern in Sofia.* 2) 
Bukarest, den 17./3o. Juli 1914. 
Graf Czernin, der gestern mit dem König auf einer Ausfahrt im Auto¬ 
mobil war, sagte mir, er habe ihn ruhiger gefunden. Der König von Ru¬ 
mänien sei geneigt zu glauben, daß der Krieg lokalisiert bleiben werde. 
Die Komplikationen könnten sich erst beim Friedensschlüsse zeigen. Der 
König habe mit großer Befriedigung die Versicherung entgegengenom¬ 
men, daß Österreich nicht auf Gebietserwerbungen ausgehe. Er habe 
erfahren wollen, welche Bedingungen Serbien nach dem Kriege gestellt 
werden würden. Graf Czernin habe mit allgemeinen Worten geantwortet, 
indem er gesagt habe, daß, Österreich-Ungarn hauptsächlich alle nötigen 
Garantien gegen ein Wiederaufleben der großserbischen Propaganda ver¬ 
langen werde. Der König habe eine sehr verurteilende Sprache gegen die 
Torheit dieser serbischen Kreise geführt. Auf Befehl aus Wien habe 
Graf Czernin dem Könige die friedfertige Erklärung mitgeteilt, die Sie 
dem österreichischen bevollmächtigten Minister in Sofia gemacht haben. 
Sie habe einen beruhigenden Eindruck auf den König gemacht, der sich 
vor unseren Absichten sehr gefürchtet habe. 
Radeff. 
!) Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914, III. Teil, Nr. 37, 
S.34. 
2) Bulgarisches Orangebuch Bd. I Nr. 237. 
36 Boghitscliewitscli, Serbien II. 
56i
	        
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