Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. g44. 
Der russische Gesandte Hartwig, Belgrad, 
an das Ministerium des Äußern in Petersburg. 
Nr. 187. Belgrad, den *9*4. 
Vertraulich. 
Auszug. 
Nr. i35i erhalten. 
Ich habe den Inhalt Paschitsch mitgeteilt, der sagte, daß die serbische 
Regierung, die Notwendigkeit, im augenblicklichen aufregenden Zeitpunkt 
vorsichtig zu sein, voll erkennend, beschlossen habe, auf die unwürdi¬ 
gen (?!) Provokationen Österreichs überhaupt nicht zu reagieren. Er ver¬ 
urteilte das Sarajewoer Verbrechen streng und hat auf die Bitte der 
hiesigen österreich-ungarischen Mission sofort zugesagt, das Verhalten 
der schon früher aus Bosnien und Kroatien ausgewiesenen zweifelhaften 
Elemente zu überwachen. Was die Frage der serbisch-montenegrini¬ 
schen Annäherung betrifft, so hat Paschitsch besonders auf Grund der 
von Ihnen geäußerten Erwägungen sich entschlossen, die Verhandlungen 
mit Montenegro zu unterbrechen. 
Hartwig. 
Nr. 945. 
Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt. *) 
Telegramm. Wien, den 10. Juli 19142). 
Nr. 85. 
Ganz geheim! 
Über seinen gestrigen Vortrag bei Sr. M. dem Kai¬ 
ser Franz Joseph in Ischl teilt mir Graf Berchtold 
nachstehendes mit: 
S. M. der Kaiser habe mit großer Ruhe die Sach¬ 
lage besprochen. Zunächst habe er seinem lebhaften 
Dank Ausdruck gegeben für die Stellungnahme un¬ 
seres Allergnädigsten Herrn und der kaiserlichen Re¬ 
gierung und geäußert, er sei ganz unserer Ansicht, 
1) Nach der Entzifferung. Die deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch I, Nr. 29, 
S.49. 
2) Aufgegeben in Wien 830 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt io32 nachm.; 
Eingangsvermerk des Amts: n.Juli vorm. Am 11. Juli 1236 nachm, von Jagow nach 
Vornahme einiger Änderungen und mit Auslassung der Worte: Graf Berchtold „sagte, 
er würde gern wissen... denke“ und des vorletzten Absatzes „Der Anregung.. . alar¬ 
mieren“, telegraphisch ins kaiserliche Hoflager mitgeteilt, dortselbst eingetroffen 
io° nachm., Entzifferung vom Kaiser am 12. Juli zurückgegeben, im Auswärtigen Amt 
am 16. Juli. 
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