Anleihe stellen muß, wovon übrigens der hiesige Vertreter der fran¬
zösischen Banken überzeugt ist. Es ist dies ein sehr erfahrener Mensch,
der jederzeit alle Einzelheiten nach Paris übermitteln kann. Wenn die¬
ser, ich gebe allerdings zu, nicht ganz gewöhnliche Plan Ihre Billigung
findet, so müssen wir uns ohne Verzug mit Paris verständigen, da der
Finanzminister die Anleihe jeden Tag unterzeichnen kann und dann die
ganze Frage wegen der deutschen Regierung verwickelt werden würde.
Ich habe mir diesen Schritt lange überlegt, bin aber zur Einsicht ge¬
kommen, daß uns kein anderer Ausweg bleibt, wenn wir die Interessen
sowohl Bulgariens als auch Rußlands wahren wollen.
Sawinski.
Nr. 923.
Der russische Gesandte in Sofia an den
russischen Außenminister.*)
Geheimtelegramm. Sofia, den 4-/17- Mai I9I4«
Nr. 86.
Abschrift nach Paris und London.
Nach gewissen Anzeichen mißt man in Berlin der Anleihe so große
Bedeutung bei, daß man bereit ist, die Bedingungen zu mildern.
Der König hat mit seinem persönlichen Sekretär, einem gut russisch
gesinnten Franzosen, lange über die Schwierigkeit der Lage gesprochen.
Die Bedingungen seien schwer, aber er könne seinen Ministern, die diese
Bedingungen vorschlügen, keine andere Quelle nennen. Für den in Nr. 84
vorgeschlagenen Plan sei daher der psychologische Augenblick gekom¬
men; versäume man ihn, so werde man vor einer vollendeten Tatsache
stehen.
Auch die französische Regierung sei in Sorge, die Anleihe könne den
Deutschen zufallen, und sie sei bereit, einen Vorschuß zu gewähren, wenn
Rußland sein veto aufgebe.
Sawinski.
1) Iswolski Bd. IV, Nr. i34i, S. 110.
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