Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

eine unhaltbare geworden.“ Graf Czemin schloß seine Ausführungen 
damit, daß die maßgebenden Kreise in Österreich sich darüber im klaren 
sind, daß die Monarchie vor einer solchen kritischen Alternative stehe 
und daß es unausbleiblich erscheint, einen energischen Entschluß nach der 
einen oder nach der anderen Richtung hin zu fassen. Im Zusammen¬ 
hänge mit diesem Gedanken fügte er hinzu, daß nach seiner Kenntnis der 
Kaiser schwer krank gewesen ist und bemerkte, daß der Thronfolger eine 
entschlossene Persönlichkeit sei und fähig, das Prestige Österreichs zu 
heben, der der österreichischen Politik eine gute Richtung geben wird. 
Ich erwiderte ihm darauf, daß nach meiner Auffassung Österreich sein 
Prestige nach dem Osten hin nicht erhöhen kann, wenn es nicht von 
Deutschland unterstützt wird. 
Nr. 916. 
Der russische Gesandte in Sofia an den 
russischen Außenminister.’) 
Geheimtelegramm. Paris, den 9-/22. April 1914. 
Nr. 69. 
Abschrift nach Paris und Bukarest. 
Laut Nachrichten aus mehreren Quellen werden in Berlin Verhand¬ 
lungen über eine bulgarische Anleihe von etwa 2Öo Millionen Franken 
geführt. Die deutsche Regierung hat, angeblich auf Drängen des Kabi¬ 
netts von Bukarest, bisher mit ihrer Zustimmung gezögert, obgleich 
Wien für Bulgarien eintrat. Jetzt ist es offenbar gelungen, Rumänien 
zu bewegen, sein „veto“ aufzugeben, und man glaubt dort, die Anleihe 
werde unter der Bedingung abgeschlossen werden, daß kein Teil von ihr 
zu Rüstungen benutzt werden darf. Es ist eine Frage von Tod und Leben 
für das Kabinett Radoslawow, binnen einem Monat die Anleihe zu er¬ 
halten, und deshalb hat es allen Bedingungen der Berliner Banken, ob¬ 
gleich sie schwer waren, zugestimmt. 
Sawinski. 
1) Iswolski, Bd.IV, Nr.i322, S.93. 
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