Vertrauen Serbiens zu uns zu erschüttern und uns Rumänien
zu entfremden, wenn es uns nicht gelingen sollte, Bulgarien gleichzeitig
ganz fest an uns zu binden.
Sasonow.
Nr. 908.
Der bulgarische Gesandte Rizoff, Rom,
an das Ministerium des Äußern in Sofia.*)
Rom, den
23. Februar
5. März
1914.
Das Kabinett Giolitti hat seine Demission gegeben. Sein wahrschein¬
licher Nachfolger wird Carcano oder Salandra sein. Möglicherweise wird
der gegenwärtige Minister des Äußern im Amte verbleiben. Jedenfalls
wird keine Änderung in der auswärtigen Politik Italiens eintreten.
Der italienische Minister des Äußern und die hiesigen diplomatischen
Kreise halten den griechischen Aufstand in Epirus für einen Bluff.
Der italienische Generalstabschef gestand mir gestern abend, daß
er mit einem Kriege zwischen Rußland und Österreich
noch in diesem Jahre rechne. Im Hinblick auf diese Eventualität
ist er selbst fieberhaft tätig.
Nr. 909.
Auszug aus einem ganz vertraulichen Bericht des
russischen Botschafters in Berlin an den
russischen Außenminister2)
vom
27. Februar
——VtT.-1QI 4-
9. Marz y
Auszug.
Nach mir aus ganz vertraulicher Quelle zugegangenen Nachrichten
löst die wachsende Macht Rußlands in Berlin immer ernstere Befürch¬
tungen aus. Nach der Ansicht hiesiger Regierungskreise wird im Jahre
1916 die russische Belagerungsartillerie fertiggestellt sein, und von die¬
sem Augenblicke an wird Rußland als furchtbarer Gegner auf treten, mit
dem Deutschland den Kampf aufzunehmen haben wird.
Kein Wunder, daß man bei dieser Überzeugung sich in Deutschland
mit allen Kräften bestrebt zeigt, für den Kriegsfall mit uns vorbereitet
zu sein, und kein Wunder, wenn man versucht, uns einzuschüchtern und
!) Bulgarisches Orangebuch Bd.I, Nr. 161, S.95.
2) Benckendorff Bd.III, Nr. io44, S. 266.
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