ten ans, um zu beratschlagen, welche Grenze zwischen Bulgarien und
Serbien zu bestimmen sei. Wir entschieden, daß der Wardar diese
Grenze sein solle. Das war auch die Meinung des Königs von Rumänien.
In den ersten Tagen bemühten wir uns, die Serben zu bewegen, diese
Grenze zu akzeptieren, aber es gelang uns nicht. Ich denke, daß sie
schlecht daran taten, den Bulgaren nicht die Gebiete des linken Wardar-
ufers zu geben und daß auch Daneff unvernünftig gehandelt hat, als er
von den Serben die Gebiete jenseits des Wardar forderte. Ich bemerkte,
daß, wenn man den Wardar als Grenze nehmen würde, wir aus der
Konferenz herauskommen könnten, wenn zwar auch nicht mit Aussich¬
ten auf eine Verständigung mit Serbien, so doch wenigstens auf ein gut
nachbarliches Verhältnis und mit offenem Horizonte für die Zukunft.
Ich erzählte Herrn Schebeko das Gespräch, das ich damals mit Herrn
Ristitsch hatte, dem ich vorschlug, daß wir uns auf der Basis der russi¬
schen Ratschläge verständigen. Ristitsch, sagte ich ihm, erwiderte mir,
daß er persönlich damit einverstanden wäre, daß er aber fürchte, daß
seine Kollegen unnachgiebig sein würden. Am gleichen Abend trafen
unsere Delegierten mit den serbischen zusammen. Wir schlugen ihnen
vor, die serbische Grenze gemäß den russischen Vorschlägen zu ziehen
zum Zwecke, wie wir sagten, daß damit die grundlegende Bedingung für
eine spätere Freundschaft gegeben sei. Auf diesen unseren Vorschlag er¬
widerte Spalajkowitsch, daß er eine Freundschaft mit uns für unmög¬
lich erachte und daß er verlangen werde, daß uns ein Friede auf erlegt
werde, der uns stets in Angst vor den serbischen Waffen halten soll.
Diesen seinen Gedanken erläuterte er noch dadurch, daß er sagte, daß
der serbische Generalstab Strumiza fordere, damit Sofia ohne Schutz sei.
Herr Schebeko gab zu, daß sich die Serben unnachgiebig gezeigt hät¬
ten und daß sie dadurch die Absichten Rußlands vereitelt haben. Was
Herrn Spalajkowitsch selbst betrifft, so sagte er, daß er auf ihn den Ein¬
druck eines exaltierten und desequilibrierten, aus dem Gleichgewicht ge¬
kommenen Menschen mache. Aus diesem Grunde konnte er seine Freude
nicht verhehlen, daß Spalajkowitsch nicht Minister des Äußern geworden
ist, wie dies vorgeschlagen worden war. Auf meine Bemerkung, ob nicht
die Stellung Spalaikowitschs in Petersburg etwas delikat sein wird, ent-
gegnete er, „Petersburg wird verstehen, ihn im Zaume zu halten“.
Diese Wendung im Gespräche voraussehend, hatte ich die Nummer 76
der Zeitung „Echo de Bulgarie“ mitgenommen, und ich lenkte die Auf¬
merksamkeit von Herrn Schebeko auf die sonderbaren serbischen Ver¬
waltungsgesetze in Mazedonien. Als ich ihm die Artikel 6, 16 und 26
vorlas, war er ganz erstaunt und sagte: «C’est une chose inouie.»