Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

der Verhältnisse abhängig gemacht würde1), als durchaus befriedigend 
bezeichnet und in dieser Auffassung auch den hiesigen Ministerpräsiden¬ 
ten bestärkt. Wie mir dieser selbst am Montag, den 20. d. Mts., noch 
bemerkte, hatte er nicht daran gedacht, daß seine Antwort den Grafen 
Berchtold verletzt haben könnte. Um so betretener war er daher, als 
am Sonnabend, den 18., die das Ultimatum enthaltende Demarche von 
dem österreichisch-ungarischen Geschäftsträger ausgeführt wurde. We¬ 
der er noch gewiß Herr von Hartwig versahen sich ihrer. Letzterer 
suchte Herrn von Storck, wohl in der Absicht, sich Gewißheit zu ver¬ 
schaffen, sofort auf und sandte, als er ihn nicht antraf, den französi¬ 
schen Geschäftsträger hinterher. Dieser erklärte ziemlich bestürzt über 
die Bestätigung der ausgeführten Demarche: «Mais c’est trop court; 
il faut proroger*** 2).» 
Erst am übernächsten Tage, am Montag, den 20. d. Mts., in der Frühe 
erschien der englische Geschäftsträger bei mir und las mir die von mir 
seinerzeit gemeldete Instruktion vor, worin er angewiesen wurde, der 
serbischen Begierung die Respektierung der Londoner Beschlüsse anzu¬ 
raten. Um diesen Zeitpunkt war aber das Ultimatum längst gestellt und, 
als ich nachmittags bei Herrn Paschitsch vorsprach, um wiederum die 
österreichische Demarche zu unterstützen, empfing mich dieser bereits 
mit der Eröffnung, daß Serbien nachgeben und Befehl an die Truppen 
zur Räumung Albaniens geben werde. 
Die Haltung, welche die hiesigen Vertreter Rußlands und Frankreichs 
in den letzten drei Wochen eingenommen haben, war viel eher geeignet, 
die serbische Regierung in ihrem Glauben an die stillschweigende Billi¬ 
gung ihrer albanischen Velleitäten zu befestigen als sie zur Achtung der 
Londoner Beschlüsse anzuhalten***). 
v. Griesinger. 
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.: 
*) Stimmt. 
**) wie üblich im Orient! 
***) Von der Bande nicht anders zu erwarten. 
1) Vgl. Nr. i4 160, S. 385, Fußnote **). 
2) Vgl. dazu das Telegramm des französischen Geschäftsträgers Clément-Simon vom 
27. Oktober, Französisches Gelbbuch: Les Affaires Balkaniques, III, 71s.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.