Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Und wie alle österreichischen Offiziere, die ich bisher gesprochen habe, 
zeigte er eine ungemessene Bewunderung und Verehrung für Seine 
Majestät, unseren Kaiser, und erwartet von ihm alles Heil auch für das 
Deutschtum Österreichs. 
Es ist geradezu rührend und erhebend für einen Reichsdeutschen, zu 
sehen und mitzufühlen, wie diese Österreicher, deren Deutschtum überall 
zu kurz kommt, in unserem Kaiser die Hoffnung und den Stolz des 
Germanentums erblicken, der ihren heimlichsten Traum eines größeren 
und unerreicht machtvollen Deutschlands erfüllen soll. 
Gestern passierten wir die serbischen Vorposten, die im allgemeinen 
längs der neuen Grenze stehen. Die serbischen Offiziere waren voll aus¬ 
gesuchter Liebenswürdigkeit. Viele von ihnen sprechen deutsch. Sobald 
sie merken, daß man Reichsdeutscher ist, werden sie zutraulich und ver¬ 
sichern einen der freundschaftlichsten Gefühle für Deutschland. 
Die Soldaten sind recht abgerissen, zeigen aber gute militärische Hal¬ 
tung. Die Offiziere sind voll würdigen Ernstes. Man fühlt, daß sie 
durch die beiden siegreichen Kriege an innerem und äußerem Selbst¬ 
bewußtsein gewonnen haben, das natürlich und daher nicht anmaßend 
wirkt. 
von Laff ert, 
Major im Großen Generalstabe. 
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.: 
*) Aha! wie in London! 
Nr. 879. 
Der Gesandte in Belgrad Freiherr von Griesinger 
an den Reichskanzler von Bethmann Hollweg.l) 
Ausfertigung. 
Nr. 200. Belgrad, den 23. Oktober 1913. 
(pr. 26. Oktober.) 
Wenn jetzt in der Presse der Versuch gemacht wird, unter Berufung 
auf ein in Petersburg eingegangenes Telegramm des hiesigen russischen 
Gesandten die Erteilung des Befehls an die serbischen Truppen zur Räu¬ 
mung Albaniens auf den Rat Englands, Frankreichs und Rußlands zu¬ 
rückzuführen, so ist dies eine Verdrehung des Sachverhalts*), den ich 
zur Steuer der Wahrheit klarstellen möchte. Herr von Hartwig hatte die 
Antwort, welche Herr Paschitsch am i5. d. Mts. nach Wien gegeben 
hatte, daß die Räumung Albaniens von der tatsächlichen Entwicklung 
1) Die Große Politik Bd. 36 (I. Hälfte), Nr. i4 198, S. 417. 
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