Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 438. 
Der Botschafter in Rom Graf Monts 
an das Auswärtige Amt.1) 
Telegramm. Entzifferung. 
Nr. i34. Rom, den 2З. Oktober 1908. 
Zu siebentem Programm-Vorschlag* 2) bemerkt Herr Tittoni nach¬ 
träglich, daß Serbien unter keinen Umständen einen terri¬ 
torialen Zuwachs bekommen darf. Doch scheine ihm eine 
Entschädigung des wirtschaftlich von Österreich-Ungarns Agrariern tat¬ 
sächlich beeinträchtigten Landes durch effektiven Bau der Donau- 
Adria-Bahn angezeigt, deren Trace nach Aufgabe des Sandschaks nur 
durch türkisches Gebiet geht, und für welche Italien, Rußland, Frank¬ 
reich und England Zinsgarantie übernehmen müßten. Für Montenegro 
wäre auf Aufhebung von Artikel 29 zu bestehen, was aber andererseits 
vollkommen hinreichende Genugtuung wäre. Monts. 
Nr. 4З9. 
Der Botschafter in Rom Graf Monts 
an den Reichskanzler Fürsten von Bülow.3) 
Ausfertigung. 
Nr. in. Rom, den 26. Oktober 1908. 
(pr. 28. Oktober.) 
Mein russischer Kollege4) hatte seinen viermonatlichen Urlaub unter¬ 
brochen, um dem Besuch beizuwohnen, den Herr Iswolski in Desio 5) 
abstattete. Von dort begab er sich nach Paris und Biarritz, von wo 
ihn ein Telegramm aus Petersburg vor einigen Tagen auf seinen 
Posten zurückberief. Der mit mir die besten Beziehungen unterhaltende 
Botschafter teilte mir einige vielleicht wissenswerte Details über die 
jetzige politische Lage und die russischen Dinge mit: 
In Petersburg herrschte trotz allen Zeitungsgeschreis eine absolut 
friedliche Stimmung, man brauche Geld und Ruhe, beides wäre nur 
bei Fortdauer des Friedens zu erhalten. Die Meerengenfrage wolle man 
zurzeit ruhen lassen. Herr Iswolski wäre wenig gut beraten gewesen, 
als er diese Angelegenheit angeschnitten. 
Der Botschafter kritisierte hierauf das Verhalten seines Chefs, nota¬ 
bene eines nahen Verwandten von ihm. Herr Iswolski hätte, als er in 
!) Die Große Politik Bd. 26 (I. Hälfte), Nr. 9102, S. 260., 
2) Der siebente Punkt des englisch-russischen Konferenzvorschlags besagte: „Avan¬ 
tages à procurer à la Serbie et au Monténégro.“ Vgl. Kap.CXGVI, Nr. go45. 
3) Die Große Politik Bd. 26 (I. Hälfte) Nr. 9076 S. 219 ff. 
4) Muravview N. У. 
б) Vgl. Кар. СХСШ Nr. 894i Fußnote ***. 
3 Boghitschewitsch, Serbien II. 
33
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.