Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

und müsse alle Maßregeln ergreifen. Der Ministerrat beschloß, den 
Kriegsminister zur Einberufung von drei Reservejahrgängen zu ermäch¬ 
tigen.“ 
Auch der hiesige serbische Geschäftsträger machte mir gestern im Auf¬ 
träge seiner Regierung eine ähnliche Mitteilung1). Serbien werde zur 
Abwehr der Albanesen die albanische Grenze wieder überschreiten und 
strategische Punkte von neuem besetzen müssen. Der Geschäftsträger 
beklagte sich ferner, daß bulgarische Offiziere auf seiten der auf stän¬ 
digen Albanesen kämpften. 
Ich habe den Geschäftsträger dringend vor einer Wiederbesetzung 
Albanien zugesprochenen Gebietes gewarnt und ihn auf eventuelle weit- 
tragende Komplikationen, die ein solches Vorgehen herbeiführen könnte, 
hingewiesen* 2). Sollte es sich ferner wirklich bestätigen, daß einige 
bulgarische Offiziere sich bei den aufständigen Albanesen befänden, so 
könne man hierfür nicht ohne weiteres die Regierung in Sofia verant¬ 
wortlich machen. 
Jagow. 
Nr. 853. 
Der russische Geschäftsträger Strandmann, Belgrad, 
an das Ministerium des Äußern in Petersburg. 
Auszug. Belgrad, den 12./25. September 1913. 
Nr. 1210. 
Im Aufträge San Giulianos riet der italienische Geschäftsträger der 
serbischen Regierung zur Besonnenheit, indem er auf die Notwendigkeit 
hin wies, in der albanischen Frage äußerst vorsichtig zu sein, da die 
Militärpartei in Österreich ihre Regierung zu energischen Maßnahmen 
gegen Serbien auffordert. Spalaikowitsch entgegnete, daß Serbien in 
Anbetracht der leider von seiten Albaniens drohenden Gefahr gezwungen 
sei, entschlossen zu handeln und fügte hinzu, daß ihm das Ver¬ 
halten Österreichs in dieser Frage vollkommen gleich¬ 
gültig sei, da die Nachbarmonarchie jetzt keine aktiven Schritte un- 
x) Zu einer analogen Mitteilung wie Boghitschewitsch in Berlin war der serbische 
Geschäftsträger in Wien beauftragt. Näheres darüber in der österreichischen Zirkular¬ 
depesche vom 23. September. Österreich-Ungarisches Rotbuch: Diplomatische Akten¬ 
stücke, betreffend die Ereignisse am Balkan. i3. August 1912 bis 6. November igi3, 
S. 44o. 
2) Vgl. auch die Meldung des k. u. k. Geschäftsträgers in Berlin, Freiherrn von 
Flotow, an Graf Berchtold vom 23. September (Österr.-Ungar. Rotbuch a.a.O. S.43g), 
die auf Grund von Äußerungen Staatssekretär von Jagows die dem serbischen Geschäfts¬ 
träger erteilte Antwort wiedergibt. Von dieser Antwort wurde übrigens auch Freiherr 
von Griesinger mittels Telegramm Nr. 57 vom 23. September direkt verständigt. 
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