Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Die Solidarität der Mächte ist unerläßlicher denn je. Es handelt sich 
nicht um die engen Interessen der montenegrinischen Dynastie und Re¬ 
gierung, noch um deren Torheiten, sondern um das höchste Interesse des 
europäischen Friedens, der nicht durch die Laune eines Ministers, der 
sich seiner Verantwortung nicht bewußt ist, gestört werden darf. Wie¬ 
derholen Sie, daß die Mächte in ihrem Entschluß einig bleiben, Skutari 
Albanien zuzusprechen — was die Hauptsache ist — und daß sie über 
mehrere Möglichkeiten verfügen, um diesen Entschluß durchzusetzen, 
ohne zu Gewaltmitteln greifen zu müssen. Wenn die von uns vorge¬ 
schlagenen Methoden auch langsamer sind, so sind sie deswegen nicht 
weniger sicher, und wir sehen durchaus keine Notwendigkeit, den Lauf 
der Dinge dadurch zu beschleunigen, daß wir riskieren, die allgemeine 
Lage zu gefährden. Der Leidenschaftlichkeit und Torheit der montene¬ 
grinischen Regierung sollten die Mächte die größte Kaltblütigkeit ent¬ 
gegensetzen und nichts Abenteuerliches wagen, was vielleicht nur dem 
Wunsch der montenegrinischen Regierung entsprechen würde. 
Sasonow. 
Nr. 8o4. 
Graf Szecsen an Graf Berchtold.*) 
Telegramm. Paris, den 3o. April 1913. 
Von Herrn Pichon wurde mir heute auf das bündigste versichert, 
Frankreich halte unerschütterlich an dem Beschlüsse Skutari für Al¬ 
banien fest. 
Montenegro müsse sich dem Willen Europas unterwerfen. 
Herr Pichon meinte, man solle Montenegro erklären, daß es, solange 
es sich nicht füge, nirgends Geld bekommen wird; diese Pression 
werde jedenfalls wirken. 
Der Herr Minister wiederholte, daß er ein Nachgeben Montenegros 
in kürzester Zeit erwarte und hoffe, daß wir uns nicht vom europäischen 
Konzert trennen würden. 
Ich erwiderte, es sei nach meiner Ansicht die höchste Zeit, daß dieses 
Konzert auch praktische Resultate ergebe. 
1) Österreichisches Rotbuch Nr. 489, S. 253.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.