Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Wir müssen also erwarten, daß die Mächte sofort einen konkreten Be¬ 
schluß bezüglich der von ihnen unverweilt zu ergreifenden Koerzitiv- 
maßnahmen fassen, als welche wir die Besetzung der montenegrinischen 
Hafenplätze durch internationale Detachements oder die Beschießung 
eben jener Plätze beantragen. Sollten sich die Mächte hiezu nicht ent¬ 
schließen können, so ergäbe sich hieraus für uns das moralische 
Obligo, für die Durchsletzung des in internationalen 
Vereinbarungen festgelegten Willens der Mächte selbst 
Sorge zu tragen und die Räumung Skutaris zu erlzwingen. 
Euer Exzellenz wollen sich bei der dortigen Regierung in obigem Sinne 
aussprechen und hinzufügen, daß wir gleichzeitig im selben Sinne so 
wie an die dortige Regierung auch an die anderen Kabinette mit dem 
dringenden Ersuchen herantreten, ihre Botschafter in London mit den 
nötigen Instruktionen zu versehen, damit ein bezüglicher Reunions¬ 
beschluß ehebaldigst zustande komme.“ 
Euer Exzellenz wollen vorstehendes unverzüglich zur Kenntnis Sir 
E. Greys bringen. 
Nr. 794. 
Freiherr von Giesl an Graf Berchtold.*) 
Telegramm. Cetinje, 2 3. April 1913. 
Seine Majestät der König hat heute einem meiner Kollegen über die 
Kapitulation Skutaris folgendes mitgeteilt: 
Besatzung zieht mit allen militärischen Ehren, Waffen und Proviant 
unter Zurücklassung schwerer Geschütze nach Tirana ab. 
Stadt wurde mit vier Bataillonen belegt; Rest der Truppen in den Wer¬ 
ken. Alle Maßregeln für die Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen. 
Konsulate werden bewacht, österreichisch-ungarisches durch 5o Mann. 
König ließ Lebensmittel und Sanitätsmaterial nach Skutari senden. 
Auf die Frage meines Kollegen, ob der König Skutari räumen werde, 
antwortete Höchstderselbe: „Nein.“ 
Nr. 795. 
Graf Thurn an Berchtold.1 2) 
Telegramm. St. Petersburg, 24. April 1913. 
Ich habe heute auftragsgemäß Herrn Sasonow auf die durch den Fall 
von Skutari geschaffene Lage aufmerksam gemacht und hiebei betont, 
1) Österreichisches Rotbuch Nr. 461, S. 287. 
2) Österreichisches Rotbuch Nr. 467, S.24o. 
26 Boghitschewitsch, Serbien II. 
4oi
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.