Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

als Anzahlung auf die zukünftige Anleihe und für die zugesagte Über¬ 
lassung des Abschnittes der Eisenbahnlinie Donau—Adriatisches Meer. 
Abschrift nach Belgrad. 
Iswolski. 
Nr. 785. 
Brief des Erzherzogs Franz Ferdinand an den 
Zaren Nikolaus II.x) 
Wien, den 20. März 1918. 
Allergnädigster Herrscher! 
Mein lieber Vetter! 
Ich halte es für meine Pflicht, Dir gegenüber meine volle Genugtuung 
darüber zum Ausdruck zu bringen, als ich von dem guten Empfang 
erfuhr, den Du dem Prinzen Gottfried von Hohenlohe, der mit einem 
Brief Seiner Majestät abgesanidt worden war, hast zuteil werden lassen. 
Ich bin überzeugt, daß angesichts der Zerstörungen, die in gegen¬ 
wärtiger Zeit im nahen Orient vor sich gehen, ein herzlicher Kontakt 
zwischen beiden Monarchen die solideste Sicherheit für eine fried¬ 
liche Entwicklung der Krise bildet. Mit lebhaftester Genugtuung begrüße 
ich die Initiative meines kaiserlichen Ohms, sich unmittelbar an Dich 
zu wenden, gleichwie die Schnelligkeit, mit welcher Du auf diese Mit¬ 
teilung geantwortet hast. 
Schon von Kindheit an bin ich der Ansicht gewesen, daß freund¬ 
schaftliche und vertrauliche Beziehungen zwischen Österreich und Ru߬ 
land die monarchischen und konservativen Prinzipien, welche die Grund¬ 
lage beider benachbarten Monarchien bilden, am besten sicherstellen und 
festigen können. 
Ich vermag auch mein Erstaunen über die in Rußland entstandenen 
und verbreiteten Gerüchte nicht zu verbergen; in mir rufen sie ganz 
andere Gefühle hervor. 
Ohne den Wunsch zu haben, den Ursprung dieser Legenden aufzu¬ 
decken, scheint es mir, daß sie von destruktiven Elementen vorbereitet 
werden, die bestrebt sind, die Bande zu lockern, welche glücklicherweise 
zwischen den beiden Dynastien bestehen. 
Ich will hoffen, daß derartige Tendenzen vor jenen großmütigen 
Absichten unverzüglich verschwinden werden, die anläßlich der Mission 
des Prinzen Hohenlohe beiderseits ausgesprochen worden sind. 
1) Russische Dokumente, S. 364- 
394
	        
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