Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

daß die genannten Städte meines Wissens größtenteils albanische Be¬ 
völkerung hätten, daß Albanien, um lebensfähig zu werden, nicht zu 
sehr beschnitten werden dürfte, und daß wir — selbst an der Abgren¬ 
zung Albaniens weniger interessiert — in diesen Fragen die Wünsche 
unserer Verbündeten unterstützen. 
Jagow. 
Nr. 770. 
Telegramm des russischen Botschafters in London 
an den russischen Außenminister1) 
3i. Januar 0 
vom-^-py-iqio. 
i3. Februar y 
Nr. 109. 
Grey hat Cambon und mir gesagt, er habe ein Telegramm aus Bel¬ 
grad erhalten, welches über eine Unterredung berichte, die der englische 
Vertreter nach einer Kabinettssitzung mit Paschitsch und dem serbischen 
Außenminister gehabt habe. Letztere haben dieselbe Sprache geführt, 
die Hartwig in seinen Berichten beschreibt, und die auch Wesnitsch mir 
gegenüber geführt hat, mit dem Unterschied jedoch, daß sie ihre Be¬ 
fürchtungen mit Nachrichten, die sie aus Petersburg erhalten hätten, 
begründeten: daß nämlich der Erfolg ihrer Siege auf ein Minimum 
reduziert werden würde. Sie erklärten, daß Serbien dies nicht dulden 
würde, daß die Militärpartei ans Ruder kommen und Serbien zum 
Krieg schreiten werde. Grey hat den englischen Vertreter in Belgrad be¬ 
auftragt, im wesentlichen zu antworten, daß Serbien in der Diakowa- 
und Dibra-Frage der diplomatischen Unterstützung Englands sicher sei, 
jedoch zu bestreiten, daß Serbien als Kriegsergebnis nichts erhalten habe, 
und daß er, Grey, es für gante ausgeschlossen halte, daß alle Mächte 
wegen dieser Punkte Krieg führen sollten, daß England für seinen Teil 
dies nicht zugeben würde, und daß übrigens, wenn Serbien sein Schick¬ 
sal selbst in die Hand nähme, es auf eigene Rechnung und Gefahr han¬ 
deln und durch eine abenteuerliche Politik die Sympathien zerstören 
würde, die die Mächte für die serbische Sache hegten. Cambon sagte 
uns, der serbische Vertreter in Paris habe dieselbe Sprache geführt und 
die gleiche Antwort erhalten. Wesnitsch hätte auch ihn besucht. Cambon 
führte der serbische Ministerpräsident Paschitsch gegenüber dem englischen Geschäfts¬ 
träger in Belgrad; indessen ließ Sir E. Grey die serbische Regierung nachdrücklichst 
zur Ruhe mahnen. Im gleichen Sinne äußerten sich Graf Benckendorff und Paul 
Cambon zu dem ihre Unterstützung nachsuchenden Wesnitsch; Paul Cambon nannte 
die serbische, in Paris verlesene Erklärung, deren kriegerische Bedeutung er vollkom¬ 
men durchschaute, gerade heraus, „un acte de folie“. 
!) Benckendorff Bd.III, Nr.873, S.96.
	        
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