Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

in der Unterstützung des Klubs seitens der Regierung und des Hofes 
irrtümlich eine Billigung auch ihrer revolutionären Pläne gesehen und 
sich deshalb zu solchen hätten verleiten lassen. Im äußersten Fall wird 
der Klub selbst serbischerseits verantwortlich gemacht und dessen Auf¬ 
lösung ebenso verfügt werden, wie die Einstellung seiner von ihm her¬ 
ausgegebenen Zeitung kürzlich angeordnet worden ist. Österreich dürfte 
mit einem solchen Ausgang der leidigen Affäre vielleicht zufrieden sein, 
schon weil es dadurch den unangenehmen Folgen für die gegenseitigen 
Beziehungen aus dem Wege gehen würde, die ein solcher Prozeß sonst 
unvermeidlich1 mit sich bringen müßte. 
Wie sehr übrigens die serbische Regierung befleißigt ist, durch Lie¬ 
benswürdigkeit den schlechten Eindruck zu verwischen, den diese ganze 
Begebenheit hervorgerufen hat, zeigt die Teilnahme des Kronprinzen 
und des Ministers des Äußern an dem heute zur Feier des Geburtstages 
Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph veranstalteten Gottesdienst. 
Bei dem Empfang, der sich an denselben anschloß, wurde Herr Milo- 
wanowitsch1 nicht müde, dem Geschäftsträger zu versichern, welche 
große Verehrung er für den Kaiser habe, und wie er hoffe, daß die 
„guten Beziehungen“ zwischen beiden Regierungen aufrechterhalten blei¬ 
ben möchten. Der Geschäftsträger verfehlte nicht, auch seinerseits 
mit schmeichelhaften Worten für Serbien und sein Könighaus zu er¬ 
widern, sagte mir aber beim Weggehen, daß er lange nicht so gelogen 
hätte, wie eben Herrn Milowanowitsch gegenüber mit diesen seinen 
Schmeicheleien. Lippe. 
Nr. 427. 
Der Botschafter in Wien von Tschirschky 
an das Auswärtige Amt.l) 
Telegramm. Entzifferung. 
Nr. 291. Wien, den 28. September 1908. 
Ganz geheim. (Aufgegeben am 29. September.) 
Freiherr von Aehrenthal entwickelte mir heute eingehend die Euerer 
Durchlaucht aus seinem letzten Briefe* 2) bekannten Pläne betreffend 
Bosnien und Herzegowina. Er ersuchte mich im Anschluß hieran, Euerer 
Durchlaucht mitzuteilen, daß die Umstände ihn dazu drängen könnten, 
schon in allernächster Zeit mit deren Verwirklichung zu beginnen f). 
Einerseits würden die Verhältnisse im Sandschak infolge der serbischen 
Hetzereien von Tag zu Tag unhaltbarer, und außerdem habe er den Ein¬ 
1) Die große Politik Bd. 26 (I. Hälfte) Nr. 8g36 S.43. 
2) Siehe Nr. 8934. 
20
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.