land beabsichtige, aus Serbien eine slawische Vormacht zu schaffen,
welcher Bosnien, Herzegowina und die südlichen Teile Ungarns einver¬
leibt werden müßten. Rumänien handle gegen seine Interessen, wenn
es treu zu Österreich-Ungarn halte. Denn es brauche gegebenenfalls nur
zuzugreifen und sich Siebenbürgen zu nehmen. Italien spiele doppeltes
Spiel, und Deutschland desinteressiere sich.
In diesem Sinne treibt Herr von Hartwig seine panslawistische Hetze.
Griesinger.
Nr. 700.
Graf Mensdorff an Graf Berchtold.x)
Telegramm.
London, den i3. November 1912.
Ich habe heute Sir E. Grey gesehen. Er las mir Instruktion vor, die
er heute an britischen Gesandten nach Belgrad zur Mitteilung an ser¬
bische Regierung telegraphiert:
„Ich verstehe vollständig, wie wichtig es für Serbien ist, sich für
seinen Handel ein Débouché zur Adria zu sichern; es gibt aber mehr
als ein Mittel, dies zu erreichen. Sollte jedoch Serbien peremptorisch
und im voraus jede Erwägung, jeden möglichen Vorschlag, außer seinen
eigenen, ablehnen, welcher zur Erreichung des Wesentlichen dessen, was
Serbien bedarf, angeregt werden kann, so würde Serbien die Sympathien
derjenigen sich entfremden, welche es zu unterstützen wünschen und
,weaken their hands‘.“
Nr. 701.
Telegramm des russischen Botschafters in London
an den russischen Außenminister* 2)
vom
3i. Oktober
I912*
i3. November
Nr. 317.
Grey hat mir das Telegramm gezeigt, welches er nach Belgrad schickt.
Sein Inhalt ist folgender: Grey .erklärt, er habe gehofft, daß alle
Spezialfragen, die sich auf die Ergebnisse des jetzigen Krieges beziehen,
nicht erörtert würden, bevor nicht allgemeine Verhandlungen unter den
Mächten stattgefunden hätten: aus diesem Grunde habe er sich niemals
über die Forderungen Serbiens geäußert; er gäbe sich aber völlig Rechen¬
schaft darüber ab, daß die wirtschaftlichen Interessen Serbiens und die
x) Österreichisches Rotbuch 1912, Nr. 97, S
2) Graf Benckendorff Bd. II, Nr. 718, S. 487.
54.
20 Boghitschewitsch, Serbien II.
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