garen widersetzen, wobei sie von den Serben unterstützt werden. Die Hal¬
tung Montenegros, die wenig Vertrauen erweckt, beunruhigt hauptsächlich
die Serben. Einen besonders unangenehmen Eindruck macht das Streben
Montenegros, den Serben die Erreichung ihrer historischen Ansprüche
zu erschweren. Ein Beweis hierfür: die unerwartete Besitzergreifung
des unbefestigten Klosters von Detschani durch die Montenegriner, das
Einrücken in das von serbischen Truppen bereits besetzte Prizren und das
offene Bemühen, den Serben in San Giovanni zuvorzukommen. Die Ver¬
bündeten sind jedoch geneigt, alle diese Reibungen zu verbergen, um den
Vermittlungsversuchen der Mächte gegenüber einig zu erscheinen. Die
Forderungen der Verbündeten, welche sie entschlossen sind, mit den
Waffen in der Hand bis zum äußersten zu verteidigen, sind die fol¬
genden: i. Alle durch ihre Heere eroberten Gebiete bilden ein Kon¬
dominium, welches später nach gegenseitiger Vereinbarung geteilt wer¬
den soll. 2. Die Verbündeten lassen nicht einmal den Gedanken
eines autonomen Albaniens oder Mazedoniens zu und
werden sich einem solchen Plane gemeinsam wider¬
setzen (?). 3. Mazedonien wird zwischen Bulgarien, Serbien und Grie¬
chenland geteilt, Albanien zwischen Montenegro, Serbien und Griechen¬
land. 4- Die besonderen Forderungen Bulgariens erstrecken sich in der
Richtung auf Konstantinopel bis zu einer Linie von der Mündung der
Maritza nach Lüle-Burgas-Bunar-Hissar bis zum Schwarzen Meere. Es
kann keine Rede davon sein, daß Adrianopel und Kirk-Kilisse, die so
viele Opfer gekostet haben, wieder zurückgegeben werden könnten. 5. Die
besonderen Forderungen Serbiens sind: der Sandschak von Novibazar,
wovon ein schmaler Streifen Montenegro überlassen werden soll, ganz
Altserbien und der nördliche Teil Albaniens mit dem Ufer von Medua bis
Sameni oder Skumbia je nach dem Übereinkommen mit Griechenland,
dem der übrige Teil dieser Provinz zufällt. — Die Verbündeten haben
beschlossen, diese Forderungen gemeinsam durchzusetzen.
Hartwig.
Nr. 692.
Der russische Außenminister
an den russischen Botschafter in London.1)
Telegramm.
St. Petersburg, den
27. Oktober
9. November
I912-
Nr. 25i3.
Abschrift nach Paris.
Ich telegraphiere nach Belgrad: Die Frage des Ausgangs Serbiens
zum Adriatischen Meere hat in jüngster Zeit eine Wendung genommen,
ÜLwolski Bd.II, Nr. 558, S.34o.
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