Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

garen widersetzen, wobei sie von den Serben unterstützt werden. Die Hal¬ 
tung Montenegros, die wenig Vertrauen erweckt, beunruhigt hauptsächlich 
die Serben. Einen besonders unangenehmen Eindruck macht das Streben 
Montenegros, den Serben die Erreichung ihrer historischen Ansprüche 
zu erschweren. Ein Beweis hierfür: die unerwartete Besitzergreifung 
des unbefestigten Klosters von Detschani durch die Montenegriner, das 
Einrücken in das von serbischen Truppen bereits besetzte Prizren und das 
offene Bemühen, den Serben in San Giovanni zuvorzukommen. Die Ver¬ 
bündeten sind jedoch geneigt, alle diese Reibungen zu verbergen, um den 
Vermittlungsversuchen der Mächte gegenüber einig zu erscheinen. Die 
Forderungen der Verbündeten, welche sie entschlossen sind, mit den 
Waffen in der Hand bis zum äußersten zu verteidigen, sind die fol¬ 
genden: i. Alle durch ihre Heere eroberten Gebiete bilden ein Kon¬ 
dominium, welches später nach gegenseitiger Vereinbarung geteilt wer¬ 
den soll. 2. Die Verbündeten lassen nicht einmal den Gedanken 
eines autonomen Albaniens oder Mazedoniens zu und 
werden sich einem solchen Plane gemeinsam wider¬ 
setzen (?). 3. Mazedonien wird zwischen Bulgarien, Serbien und Grie¬ 
chenland geteilt, Albanien zwischen Montenegro, Serbien und Griechen¬ 
land. 4- Die besonderen Forderungen Bulgariens erstrecken sich in der 
Richtung auf Konstantinopel bis zu einer Linie von der Mündung der 
Maritza nach Lüle-Burgas-Bunar-Hissar bis zum Schwarzen Meere. Es 
kann keine Rede davon sein, daß Adrianopel und Kirk-Kilisse, die so 
viele Opfer gekostet haben, wieder zurückgegeben werden könnten. 5. Die 
besonderen Forderungen Serbiens sind: der Sandschak von Novibazar, 
wovon ein schmaler Streifen Montenegro überlassen werden soll, ganz 
Altserbien und der nördliche Teil Albaniens mit dem Ufer von Medua bis 
Sameni oder Skumbia je nach dem Übereinkommen mit Griechenland, 
dem der übrige Teil dieser Provinz zufällt. — Die Verbündeten haben 
beschlossen, diese Forderungen gemeinsam durchzusetzen. 
Hartwig. 
Nr. 692. 
Der russische Außenminister 
an den russischen Botschafter in London.1) 
Telegramm. 
St. Petersburg, den 
27. Oktober 
9. November 
I912- 
Nr. 25i3. 
Abschrift nach Paris. 
Ich telegraphiere nach Belgrad: Die Frage des Ausgangs Serbiens 
zum Adriatischen Meere hat in jüngster Zeit eine Wendung genommen, 
ÜLwolski Bd.II, Nr. 558, S.34o. 
299
	        
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