Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

russische Zar im Rahmen obiger Festsetzungen als den Rechten und 
Interessen der beiden Vertragschließenden für am meisten entsprechend 
hält.“ 
Indem ich obiges zu Ihrer Kenntnis bringe, lenke ich Ihre Aufmerk¬ 
samkeit auf den Umstand, daß die genaue Abgrenzung dieser Territorien 
in unseren Augen nicht eine endgültige Festsetzung der Grenzen bedeu¬ 
tet, sondern bloß einen Hinweis auf das gegenseitige Verhältnis der 
Interessen beider Staaten; dieses Verhältnis ist also von ihnen beiden 
anerkannt worden, und innerhalb desselben wollen wir das richtige 
Gleichgewicht anläßlich eventuell nötig werdender Kompensationen her¬ 
gestellt sehen *). S a s o n o w. 
Nr. 671. 
Der russische Außenminister an die russischen Bot¬ 
schaften in Paris und London.* 2 3) 
Telegramm. Paris, den i8./3i. Oktober 1912. 
Nr. 24o5. 
Ich beziehe mich auf mein Telegramm 2 4o3. 
Persönlich. Unserer Ansicht nach wären freundschaftliche, aber sehr 
ernsthafte Vorstellungen in Sofia und Belgrad von seiten Frankreichs 
und Englands sehr wünschenswert, aber sie dürfen nicht den Charakter 
eines Kollektivschrittes tragen und nicht unsere Initiative vermuten lassen. 
Sasonow. 
Nr. 672* 
Der Botschafter in Wien von Tschirschky 
an den Reichskanzler von Bethmann Hollweg.8) 
Ausfertigung. 
Nr. 34o. Wien, den 3i.Oktober 1912. 
Vertraulich. 
Aus Serbien höre er, meinte Graf Berchtold mir gegenüber, Töne 
freundschaftlicher Dispositionen gegenüber Österreich, wie man sie bis¬ 
her lange nicht vernommen habe. Es lägen zwar bisher nur unverbind^ 
liehe Äußerungen des Herrn Paschitsch vor; diese berechtigten aber doch 
zu dem Schlüsse, daß man in Belgrad mildere Saiten der Nachbar¬ 
monarchie gegenüber aufzuziehen gewillt sei. In direkten Meinungsaus¬ 
*) Dieses Dokument zeigt wieder im Vergleich zu den anderen in diesem und im 
ersten Bande veröffentlichten und sich auf die serbisch-bulgarischen Vertrags Verhand¬ 
lungen beziehenden Aktenstücken, sowie insbesondere auch was die Korrespondenz 
Hartwigs betrifft, die Doppelzüngigkeit und Unaufrichtigkeit der russischen Politik, 
selbst seinen Verbündeten gegenüber. D. V. 
2) Iswolski Bd.II, Nr. 542, S.327. 
3) Die Große Politik Bd. 33, Nr. 12309, S. 263. 
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