Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

3o. v. M. erhalten hatten, begaben sie sich, obgleich dieselben durch be¬ 
reits erlassene Mobilisierungsorder überholt waren, dennoch einzeln zu 
Herrn Pasic, um ihm nahezulegen, daß es auch im Interesse Serbiens 
liege, keine übereilten Schritte zu unternehmen; wenn aber die Mobili¬ 
sierung ein wenig hinausgezogen würde, wäre den Großmächten die 
Möglichkeit gegeben, mit Nachdruck für Erhaltung des Friedens ein¬ 
zutreten. Ich habe heute früh analogen Schritt unternommen und erhielt 
gleich meinen Kollegen nachstehende Antwort. Herr Pasic wünsche 
lebhaft die Erhaltung des Friedens und würde die dies¬ 
bezüglichen Bemühungen der Großmächte mit Genug¬ 
tuung begrüßen. Er selbst sei dafür, daß man ihnen hierzu Zeit 
lassen müsse; er werde auf schnelle Durchführung der Mobilisierung 
nicht drängen. Er habe auch unmittelbar dem serbischen Gesandten 
in Konstantinopel telegraphieren lassen, daß er seinen Posten unter 
keinen Umständen verlassen darf, damit dies nicht als Abbruch der 
Beziehungen aufgefaßt werde. 
Von anderer Seite höre ich, daß die Mobilisierung schon morgen oder 
übermorgen durchgeführt und die Truppen marschbereit sein dürften. 
Nr. 631. 
Der stellvertretende russische Außenminister 
an den russischen Außenminister.*) 
Telegramm. 
St. Petersburg, den 
19. September 
2. Oktober 
I9i2. 
Nr. 2014. 
Im Fall der Kriegserklärung steht zu erwarten, daß die Balkanstaaten 
uns bitten werden, den Schutz ihrer Interessen und Untertanen in der 
Türkei zu übernehmen. 
Meinerseits halte ich es für unmöglich, den slawischen Staaten dies 
abzuschlagen. Um nicht den Verdacht zu erwecken, daß wir 
an dem Zusammenschluß der vier Staaten gearbeitet ha¬ 
ben, wäre es wünschenswert, daß Griechenland sich an 
eine andere Macht, zum Beispiel an Frankreich wenden 
würde. 
Ich bitte um Antwort. 
Neratow. 
*) Iswolski. Bd. II. Nr. 461, S. 267.
	        
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