Erbitterung erregt hat, findet die volle Zustimmung des in Mostar er¬
scheinenden Organs der bosnischen Mohamedaner „Musawat“.
Wenn hiernach im Interesse der loyalen katholisch-kroatischen Be¬
völkerung des Okkupationsgebiets und weiter für die Zukunft des Lan¬
des als Teil der Gesamtmonarchie die Politik der bosnischen Regierung
darauf gerichtet sein müßte, die Kroaten zu stärken und die Serben
möglichst zu isolieren, so hat andererseits Ungarn als Feind aller groß-
kroatischen Bestrebungen ein Interesse daran, die Kroaten in Bosnien
nicht zu mächtig werden zu lassen. Es glaubt, dies am sichersten durch
die Begünstigung der serbischen Partei verhindern zu können, und
hieraus erklärt sich das Entgegenkommen, welches Herr von Burian,
ein guter Ungar, den Serben in den letzten Jahren bewiesen hat.
Daß sich die serbisch-magyarische Intimität daneben auch gegen den
gemeinsamen „Feind“ Österreich richtet und von den Serben im Okku¬
pationsgebiet in geschickter Weise für ihre Sonderpläne benutzt wird,
beweist ein kürzlich veröffentlichter Artikel des in Sarajewo erschei¬
nenden Serbenorgans „Srpska Rjec“, in dem es heißt: „Die Magyaren
haben kein Interesse, daß Bosnien und Herzegowina den Kroaten oder
Österreichern in die Hände fallen. Die magyarische Unabhängigkeits¬
partei, die selbst einen Kampf auf Leben und Tod gegen Österreicher
und Kroaten führt, hat sich offen dafür ausgesprochen, daß sie keine
Annexion Bosniens will, und daß ein freies Bosnien die beste Garantie
für ein freies Ungarn ist. Angesichts dessen sind Serbien und Bosnien
die natürlichen Bundesgenossen der Magyaren, und können wir mit
Sicherheit darauf zählen, daß wir in dem Kampfe für die vollständige
Selbständigkeit Bosniens und der Herzegowina bei den Magyaren die
weitgehendste Unterstützung finden werden.“
Es ist nicht verwunderlich, daß die großserbische Agitation
bei dem vorzüglichen Nährboden, den sie im Okkupa¬
tionsgebiete gefunden hat, auch nach anderen benach¬
barten Ländern über greif t. So ist sie neuerdings besonders auch
in Kroatien stärker hervorgetreten, wo sie in dem zwischen der Regie¬
rung und der separatistischen Opposition entbrannten heftigen Ver¬
fassungskampfe auf äußerst günstige Verhältnisse stieß und als serbisch-
kroatische Koalition ihren Tendenzen die Zweidrittelmajorität im neuen
kroatischen Landtag verschaffte.
Wenn nun auch der größere Teil des serbisch-kroatischen Koali¬
tionskonglomerats nur die unionistische Ausgestaltung der ungarisch-
kroatischen Gemeinsamkeit, und zwar in extrem nationalkroatischem
Sinne, erstrebt, sind die Ziele des anderen, extremen Teils direkt auf
die Errichtung eines großen südslawischen Königrei¬
ches gerichtet. Hierin steht die serbo-kroatische Koalition in schar¬
fem Gegensätze zu der zweitgrößten Partei des kroatischen Landtages,
der Startschewitsch-Partei, deren Ideal ein selbständiges, von Ungarn
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