Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

bische Geschäftsträger in Berlin dem deutschen Unterstaatssekretär krie¬ 
gerische Erklärungen abgegeben hat, worauf ihm zu Ruhe und Beson¬ 
nenheit geraten worden sei. Ich habe dem englischen Geschäftsträger 
gesagt, daß mir über angebliche kriegerische Absichten Serbiens nichts 
bekannt sei. 
G i e r s. 
Nr. 58g. 
Telegramm des russischen Gesandten in Belgrad 
an den stellvertretenden russischen Außenminister *) 
vom 8./21. Juli 1912. 
Nr. 89. 
Ich beziehe mich auf das Telegramm unseres Botschafters in Kon- 
stantinopel Nr. 494* Der serbische Vertreter in Berlin hat augenschein¬ 
lich nur seiner persönlichen Ansicht Ausdruck verliehen, denn, wie aus 
meinen Berichten ersichtlich, ist Serbien irgendwelchen kriegerischen 
Plänen durchaus abgeneigt. (?) Der beste Beweis: Der König ist nach 
Iiowiljatscha zur Kur gefahren; Paschitsch hat das Übergangsministe¬ 
rium beibehalten, ist in die Provinz gefahren und begibt sich sodann 
nach Marienbad; der Ministerpräsident Trif ko witsch fährt Mittwoch 
riäch Deutschland zur Kur. Bei alledem muß ich jedoch zugeben, daß 
die allgemeine Beunruhigung sich hier nicht gelegt hat, sondern im 
Gegenteil noch gewachsen ist, da von allen Seiten beunruhigende Nach¬ 
richten eintreffen. In England scheint man der Ansicht zu sein, daß 
Revolution und Blutvergießen in der Türkei unausbleiblich sind. Bul¬ 
garische und andere Informationen bestätigen diese Gerüchte. Öster¬ 
reich veranstaltet ganz offen Angriffsmanöver bei Ostrowa gegen die 
Morawa, in der Gegend der Matschwa und der Drina. Ohne Zweifel 
werden die Serben gezwungen sein, einige Vorsichtsmaßregeln zu tref¬ 
fen, um durch die Ereignisse nicht überrascht zu werden, und um 
wenigstens teilweise ernsten politischen Verwicklungen auf dem Balkan 
Vorbeugen zu können. (Mitgeteilt nach Sofia und Konstantinopel.) 
Hartwig. 
x) Benckendorff Bd.II, Nr.657, S.422. 
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