gen habe ich in dieser Beziehung ihn sehr unterstützt und Todorow hat
Paris sehr befriedigt verlassen.
Während die französische Regierung bei dem vorigen Versuche, eine
Anleihe ,auf dem Pariser Markte abzuschließen, besondere Sicherheiten
von Bulgarien verlangte, haben Poincare und Klotz jetzt den Banken in
dieser Frage ganz freie Hand gelassen. Todorow hat diese kitzliche
Frage offenbar ganz befriedigend gelöst. Es wurde weiter beschlossen,
daß die Anleihe im Oktober ausgegeben wird, daß' aber schon vorher
die Banken der bulgarischen Regierung die erforderlichen Vorschüsse
geben werden.
Am Tage vor seiner Abreise aus Paris hat Todorow mich besucht, um
mir für die geleistete Unterstützung warm zu danken. Dabei hat er aus
eigener Initiative die Lage im nahen Orient berührt und mir folgende
Erwägungen vorgelegt, die mich durch ihre Wichtigkeit und Offenheit
betroffen machten:
Er ist überzeugt, und diese Ansicht wird auch von den anderen Mit¬
gliedern der bulgarischen Regierung geteilt, daß eine schnelle Beendi¬
gung des italienisch-türkischen Krieges ganz und gar nicht im Interesse
Bulgariens Hege. Der gegenwärtige Streit dürfte letzten Endes die beiden
Staaten außerordentiich schwächen, und beide gehören zu den Mächten,
die grundsätzhch dem Slawentum und den slawischen Balkanstaaten
feindhch sind. Die Führer aller politischen Parteien Bulgariens sind der
Ansicht, eine ähnliche Konjunktur werde sich auf lange
hinaus nicht wiederholen, und Bulgarien würde infolgedessen
einen unverzeihHchen Fehler begehen, wenn es keinen Versuch unter¬
nähme, diese Gelegenheit zur Erreichung seiner historischen Ziele aus¬
zunutzen. Von diesem Gesichtspunkte aus ist die bulgarische Regierung
gegen eine Konferenz zum Versuch, dem itahenisch-türkischen Konflikt
ein Ende zu machen. Eine Konferenz werde erst notwendig sein, wenn
die Ereignisse sich weiter entwickelt hätten und die Fragen auf getaucht
sein würden, deren Lösung von Europa abhänge.
Diese Haltung Bulgariens dem Kriege gegenüber braucht, nach To¬
dorow, in Rußland keine Unruhe zu erwecken. Die Regierung Geschows
sei stark genug abwarten zu können, bis ein günstiger Augenblick sich
biete. Die bulgarische Regierung erblicke ihre unmittelbare Aufgabe
darin, einen Aktionsplan gemeinsam mit den anderen Balkanstaaten
aufzustellen. Das Bündnis mit Serbien sei der erste Schritt in dieser
Richtung. Augenblicklich müßten alle Anstrengungen gemacht werden,
um zu erreichen, daß Rumänien sich nicht dem Vorgehen Bulgariens
nach Süden widersetze, und Todorow glaubt, es werde möglich sein, um
den Preis einer Grenzberichtigung bei SiKstria zu diesem Ergebnis zu
gelangen.
Außerdem fänden in diesem Augenblick Besprechungen mit Griechen¬
land statt, die höchstwahrscheinlich zu einer Vereinigung der Interessen