Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

stimmt, „zu gemeinsamer Verteidigung und zum Schutze der beiderseiti¬ 
gen Interessen für den Fall einer Verletzung des Status quo auf der Bal¬ 
kanhalbinsel, sowie für den Fall, daß eine dritte Macht auf eine der 
beiden verbündeten Mächte einen Überfall unternimmt“. 
Der Zweck, den Rußland bei Vermittlung des Vertrags verfolgt hat, 
geht aus einer ihm anhängenden Klausel hervor, nach der sich die beiden 
Vertragschließenden gegenseitig verpflichten: „vor irgendeinem aktiven 
Vorgehen die Meinung Rußlands einzuholen“. 
Mit Rücksicht auf unsere absolut sichere, aber ebenso geheim zu 
haltende Quelle, die wir unter gar keinen Umständen kompromittieren 
dürfen, ist uns absolute Verschwiegenheit nach außen hin auferlegt. So¬ 
bald ein Durchsickern der Nachricht irgendwie auf uns hindeuten würde, 
könnte unsere Quelle in Gefahr geraten. Ich bedauere das insofern, als 
wir wissen, daß auf Geheimhaltung gerade in Petersburg der allergrößte 
Wert gelegt wird. Vielleicht erfahren Euer Majestät aus Sofia oder Bel¬ 
grad etwas, das als dortige Indiskretion in die Öffentlichkeit dringen 
könnte, zur Verbesserung der Beziehungen unter den drei Verschwörern 
würde das sicher nicht beitragen I 
Ich nehme aber an, daß auch diese Abmachungen von Rußland nur 
als Mittel gedacht sind, die Balkanstaaten in der Hand zu behalten und deren 
eigenmächtiges Vorgehen zu verhindern. Der wesentlichste Einfluß auf 
Bulgariens Verhalten wird nach wie vor der Politik Euer Majestät ver¬ 
bleiben. 
Von unserer geheimen Nachricht habe ich weder Euer Majestät Ge¬ 
sandten am hiesigen Hofe noch den Kaiserlichen Vertreter bei Euer 
Majestät unterrichtet. Ich habe es aber doch für meine Pflicht gehalten, 
Euer Majestät Allerhöchst persönlich von dem bemerkenswerten Vor¬ 
gänge ehrfurchtsvoll Kenntnis zu geben. 
Unsere Besprechungen mit England schreiten nur sehr langsam vor¬ 
wärts. Sie werden aber in offener und freundschaftlicher Weise weiter¬ 
geführt. Wir denken, zunächst mit Verständigungen auf kolonialem 
Gebiet den Anfang zu machen. 
Möge trotz aller unruhigen und friedensstörenden Elemente im Balkan 
auch in diesem Jahre Euer Majestät Land und uns allen der Frieden 
erhalten bleiben! Er dürfte gerade auch für Rumänien erwünscht sein, 
über dessen zunehmende Prosperität in den letzten Jahren ich in alter 
Anhänglichkeit mit so viel Freude nur Günstiges erfahren habe; nament¬ 
lich höre ich mit Bewunderung von der zunehmenden Kapitalkraft des 
Landes, einem weiteren Erfolge der ausdauernden Fürsorge Euer Maje¬ 
stät für Allerhöchstdero Land, zu dem ich meine alleruntertänigsten 
Glückwünsche ausspreche. 
Euer Majestät wollen mir allergnädigst gestatten, die Gefühle, die 
mich bei Allerhöchstdero Geburtsfest bewegen, nochmals in die ebenso 
ehrfurchtsvollen, wie aus dankbarem und treuanhänglichem Herzen kom¬ 
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