Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

sich Österreich zu Gefallen einer solchen Annäherung immer widersetzt, 
und die bulgarische Regierung hat sich zu selbstverständlichen Kon¬ 
zessionen den Serben gegenüber in Mazedonien nicht entschließen kön¬ 
nen, aus Furcht vor der Rache des mazedonischen Komitees. Die Ver¬ 
antwortung diesen Komitees gegenüber hat jetzt Rizoff auf sich selbst 
genomimen und hat versprochen, auf dieselben einzuwirken. Das hat 
Todoroff bewogen, Rizoff die vertrauliche Mission zu übertragen, das 
Terrain in Belgrad zu sondieren. Rizoff hat mit mir, mit Pasehitsch 
und mit Milowanowitsch gesprochen. Meine Rolle bestand hauptsächlich 
darin, den Boden vorzubereiten betreffs der Abgrenzung der Einflu߬ 
sphären, des ewigen Steines des Anstoßes. Einige Resultate wurden 
auch erzielt, und Rizoff ist heute früh hoffnungsvoller nach Wien ge¬ 
fahren. Er wird sich bemühen, Geschoff und König Ferdinand ge¬ 
neigt zu machen und den letzteren zu bewegen, endlich einmal von der 
Politik des Lavierens zwischen Österreich und Rußland abzubringen. 
Die Vorbehalte, die Todoroff vom König erwartet, erscheinen mir völlig 
unwahrscheinlich. Es handelt sich ja doch um eine gegenseitige Ver¬ 
ständigung zwischen Serbien und Bulgarien und durchaus nicht um eine 
russisch-serbisch-bulgarische Konvention, wo durch besondere Stipulie- 
rungen auch die Rolle Rußlands festgesetzt wird. Unter diesen Um¬ 
ständen erscheint es kaum wünschenswert, die Details für unsere Hilfe 
und Unterstützung den Bulgaren mitzuteilen. Eine solche Mitteilung 
würde in Wirklichkeit die Serben und Bulgaren zu einem aktiven Ein¬ 
schreiten aufmuntem und würde Rußland in den Augen der auf der 
Balkanhalbinsel interessierten Mächte kompromittieren. Weder Ser¬ 
bien noch Bulgarien dürfen ihre gegenseitige Verständigung von einer 
vorhergehenden Verpflichtung unsererseits ihnen gegenüber abhängig 
zu machen. Meiner Ansicht nach muß die Ausarbeitung der einzel¬ 
nen Bestimmungen des Abkommens vollkommen den beiden slawischen 
Staaten überlassen werden. Erst dann ist der Vertragsentwurf der 
kaiserlichen Regierung zur Begutachtung vorzulegen, die sich endgültig 
und für alle Fälle die Führung vorbehält und in den ihr erforder¬ 
lich erscheinenden Fällen auch Hilfe leistet. Hartwig. 
Nr. 528. 
Der russische Botschafter Giers in Wien 
an den russischen Außenminister.1) 
Nr. 42. 
Sehr vertraulich. 
Wien, 
den 
2 5. September 
8. Oktober 
I911- 
Der bulgarische Ministerpräsident Geschoff besuchte mich heute und 
teilte mir den Inhalt seiner Gespräche mit, die er mit den Außenmini- 
*) Krassny Archiv Tom. VIII, S. 24.
	        
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