Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

rern dienen. Hierbei wollen Sie beachten, daß während der Beratungen 
in Racconigi über Balkanfragen sowohl Rußland als auch Italien auf 
das bestimmteste erklärt haben, daß sie es für durchaus nötig halten, 
den augenblicklichen Status quo in der Türkei und die Unabhängigkeit 
und die normale friedliche Entwicklung der übrigen Balkanstaaten zu 
schützen. Beide Regierungen werden alle ihre Anstrengungen auf die 
Erreichung dieses Zieles richten. 
Sie werden sich wohl vollkommen Rechenschaft darüber abgeben, 
wie wichtig die soeben angeführte Erklärung ist. Die Balkanstaaten 
müssen sich davon überzeugen, daß eine Verletzung der augenblick¬ 
lichen politischen Lage auf dem Balkan weder die Zustimmung noch 
die Unterstützung Rußlands oder Italiens finden werden, daß die Po¬ 
litik der beiden Großmächte aber gleichzeitig das Ziel verfolgt, das künf¬ 
tige Schicksal der Balkanstaaten und ihre unabhängige Existenz zu 
sichern. Dies kann natürlich die genannten Balkanstaaten nur in dem 
Bewußtsein bestärken, daß sie vor irgendwelchen äußeren Angriffen 
sicher sind, und daß sie alle ihre Kräfte auf die ruhige Entwicklung 
ihres Staatslebens konzentrieren können. 
Als Beschützerin aller slawischen Interessen auf dem Balkan hat 
Rußland stets versucht, in den Balkanvölkern das Bewußtsein zu wecken, 
daß sie sich zum allgemeinen Wohl so eng wie möglich zusammen¬ 
schließen müssen. Dies wird auch in Zukunft unser Bestreben sein; 
doch kann dies in vollem Maße nur dami erreicht werden, wenn die 
Balkanstaaten selbst uns in diesen Bestrebungen unterstützen, und des¬ 
halb begrüßen wir mit der größten Befriedigung jedes Anzeichen einer 
Annäherung zwischen ihnen. Die Zusammenkunft in Racconigi ist diesen 
Bestrebungen unbedingt günstig und wird zur weiteren Kräftigung und 
Entwicklung des Grundsatzes unserer Politik im nahen Osten — »der 
Balkan für die Balkanstaaten“ — beitragen. 
Iswolski. 
Nr. 5o5. 
Vertrauliches Schreiben des Geschäftsträgers in Rom 
an den russischen Außenminister.*) 
1909- 
•p. 1 27. Oktober 
Rom, den —-- n 
9. November 
In einem Gespräch mit mir wies mich der bulgarische Gesandte in 
Rom auf Milowanowitsch als einen eifrigen Verfechter der Idee der An¬ 
näherung Bulgariens an Serbien hin. Ich benutzte die Ankunft des ser¬ 
bischen Ministers in Rom, um ihn zu besuchen und nachzuprüfen,, 
*) Benckendorff Bd. I, Nr. m, S.i6off. 
II i
	        
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