Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

arbeit der zaristischen und serbischen Diplomatie der Vorkriegszeit, die 
neben anderen Ursachen ebenfalls zum Weltkriege führen mußte, und 
die zum mindesten zur Beschleunigung desselben beigetragen und die 
Veranlassung zum Weltkriege selbst gegeben hat, urbi et orbi und ohne 
Rücksichten auf heutige soziale Einstellungen und politische Konstella¬ 
tionen vor Augen geführt wird. Die große deutsche Aktenpublikation 
und die bisher leider nur in geringem Umfange erfolgten Veröffent¬ 
lichungen der Republik Österreich zeigen ebenfalls, daß auch Deutsch¬ 
land und die ehemalige österreichisch-ungarische Monarchie schon lange\ 
vor Kriegsausbruch Kenntnis von dieser auf die Vernichtung der Donau- 
Monarchie gerichteten Tätigkeit hatten, sie zeigen aber auch, daß man 
sich der Folgen dieser gegen beide Staaten gerichteten Politik nicht zur 
Genüge bewußt gewesen ist und sich im übertriebenen Vertrauen auf die 
Möglichkeit der Erhaltung des Weltfriedens, trotz dieser ausgezeichneten 
Informiertheit nicht getraut hat, zur richtigen Zeit die einzig richtigen 
Konsequenzen daraus zu ziehen. 
Was die beiden letzten Aktenstücke des II. Bandes (Aktenstück Nr. 980 
und 981) betrifft, so fiel es mir schwer, mich dazu zu entschließen, 
dieses betrübenden Schauspieles der Uneinigkeit und des gegenseitigen 
Mißtrauens der beiden serbischen Vorkriegsstaaten und ihrer Dynastien 
Erwähnung zu tun. Wenn es dennoch geschieht, so geschieht es nicht in 
der Absicht Partei für den einen oder den anderen Teil zu ergreifen, son¬ 
dern lediglich aus dem Grunde, weil es im Interesse der Erforschung der 
Wahrheit bezüglich der wahren Kriegsursachen wichtig erscheint, daß 
gerade von einer so maßgebenden Seite, das heute fast von der ganzen 
übrigen Welt übereinstimmende Urteil, daß alle serbischen Regierungen 
bis zum Jahre 1914 von einer Mitschuld an der propagandistischen und 
terroristischen Tätigkeit intellektueller serbischer Kreise, die gegen den 
Bestand der Donau-Monarchie gerichtet waren, nicht frei zu sprechen 
sind, bestätigt wird. Gerade bezüglich dieser beiden Aktenstücke bin ich 
seinerzeit von zuständiger Seite besonders darum ersucht worden, bei 
ihrer Veröffentlichung zu erwähnen, daß die serbische Regierung vor 
Kriegsende und als sich König Nikolaus von Montenegro in Neuilly be¬ 
fand, durch die serbische Gesandtschaft in Paris und mit Hilfe im ser¬ 
bischen Dienste stehender montenegrinischer Agenten, einen großen Teil 
seiner persönlichen Geheimkorrespondenz entwenden ließ, worunter sich 
auch die beiden von mir angeführten Schriftstücke befanden. 
Am Schlüsse dieses zweiten Bandes habe ich die von mir selbst im 
„Revolutionären Archiv“ zusammengestellte Inhaltsübersicht der Korre¬ 
spondenz der russischen Gesandtschaft in Belgrad mit dem kaiserlich¬ 
russischen Ministerium des Äußern aus den für die Vorgeschichte des 
Weltkrieges so wichtigen Jahren 1909—1912 hinzugefügt, um einen 
Überblick über das Betätigungsfeld der russischen Diplomatie in Bel¬ 
grad zu geben, um auf die Wichtigkeit einzelner Materien, wie z. B. der¬ 
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