Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

sollte, ursprünglich die Worte: „Die slawische Solidarität, die Stimme 
des Blutes, die gemeinsamen Leiden und Hoffnungen und mehr als 
alles das — der unerschütterliche Glaube an unser Schicksal lassen uns, 
den bulgarischen Erfolg als eine wichtige Unterlage unserer gemein¬ 
sammen Zukunft begrüßen.“ Das bulgarische Kabinett hat gegen diese 
Worte Einspruch erhoben und deren Streichung verlangt. Der serbische 
Vertreter hat sich deshalb mit einer Begrüßung in allgemein gehaltenen 
Ausdrücken begnügt. 
Diese Ereignisse geben der serbischen Regierung Veranlassung anzu¬ 
nehmen, daß Bulgarien in seiner Rücksichtnahme auf Österreich zu 
weit gehe und dadurch die Annäherung zwischen den beiden Bruder¬ 
völkern, die augenblicklich so wünschenswert ist, unmöglich macht. 
S e r g e j e w. 
Nr. 496. 
Vertrauliche serbische Mitteilung 
an die russische Regierung1) 
28. Juli 
vom --- IQOQ. 
ii. August 
Damit die Frage der serbisch-bulgarischen Beziehungen richtig be¬ 
urteilt werden könne, seien in diesem kurzen Exposé die wichtigsten, 
für diese Beziehungen charakteristischen Tatsachen angeführt. Es ent¬ 
hält zwei Perioden: 1. Die Epoche vom russisch-japanischen Kriege bis 
zur türkischen Revolution. 2. Die Epoche von den April-Ereignissen bis 
zur Gegenwart. 
1. 
Während des russisch-japanischen Krieges wurde zwischen Serbien 
und Bulgarien eine Art Entente abgeschlossen. Obgleich aber unter der 
Regierung R. Petrows (bis zum Herbst 1906) die serbisch-bulgarischen 
Beziehungen wenigstens dem Schein nach ihren früheren freundschaft¬ 
lichen Charakter beibehalten haben, konnte man doch schon eine be¬ 
trächtliche Erkaltung beobachten. Nach der Regierungsübernahme durch 
D. Stanciow und besonders nach seiner Wiener und Berliner Reise ver¬ 
loren diese Beziehungen ihren intimen Charakter vollständig und waren 
in den Jahren 1907/08 sogar dermaßen gespannt, daß zu gewissen 
Zeitpunkten (Mai und Juni) Serbien Gefahr lief, von Bulgarien ange¬ 
griffen zu werden. 
Sogleich nach dem Regierungsantritt Stanciows kündigte die bul¬ 
*■) Benckendorff Bd. I, Nr. g3, S.iäoff. Siehe Bd.I Aktenstück Nr. 121. 
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