Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

der Ausschuß „der Narodna Odbrana“ solche und es müsse 
daher die Sache durch diesen gemacht werden. Nun bat er mich wieder, 
Ihnen diesbezüglich zu schreiben, was ich hiermit tue. Man kann, mei¬ 
ner Ansicht nach, dies im Wege des Ausschusses der „Narodna Od- 
brana“ tun, aber keineswegs im Amtswege. 
Nr. 55. 
Der serbische Gesandte Jowanowitsch, Cetinje, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Streng vertraulich! Cetinje, den 3./i6. Februar 1909. 
Österreich-Ungarn macht gegen Montenegro Vorbereitungen und führt 
militärische Demonstrationen aus. Vor zehn Tagen sind vor Spizza 
einige Kriegsschiffe erschienen, von welchen — wie ich berichtet habe 
— mit Hilfe elektrischer Reflektoren die Höhen Sutorman und Vrschut, 
auf denen montenegrinische Geschütze auf gestellt sind, beobachtet wur¬ 
den. Vor einigen Tagen kamen abermals zehn Kriegsschiffe ver¬ 
schiedener Größe und kreuzten eine Zeitlang in montenegrinischen Ge¬ 
wässern. Wegen dieses häufigen Auftauchens von Schiffen mußte 
Erbprinz Danilo Topoliza verlassen und nach Cetinje kommen. Am 
vorvergangenen Montag hat ein starker Sturm in der Adria das mit dem 
für die Strecke Antivari-Virpazar bestimmten Eisenbahnmaterial be¬ 
ladene italienische Schiff „Regina Dorida“ zur Flucht in den Hafen 
von Sebenico getrieben. Dieses Schiff wurde durch die österreichi¬ 
schen Rehörden beschlagnahmt. Die Regierung des Herrn Tomanowitsch 
protestierte sofort und ersuchte die italienische Regierung zwecks Frei¬ 
gabe des Schiffes zu intervenieren; man ließ daraufhin das Schiff aus- 
laufem Jetzt werden an der herzegowinischen Seite, gegen Prahowo, zur 
Abhaltung eines Manövers mit größerem Truppenaufgebote Feldübungen 
veranstaltet. Aus diesem Grunde begab sich H. Tomanowitsch zum hiesi¬ 
gen österreichisch-ungarischen Gesandten, um hiegegen Vorstellungen zu 
erheben. Herr Tomanowitsch erklärte Baron Kuhn folgendes: 
Das Erscheinen der Schiffe im Hafen von Antivari, das Über¬ 
schreiten der montenegrinischen Grenze durch eine Batterie und diese 
Feldübungen müsse man als eine herausfordernde Demonstration be¬ 
trachten; der Kriegsminister müsse daher bei Prahowo ebensoviel Mili¬ 
tär konzentrieren, als Österreich-Ungarn für die Manöver zusammen¬ 
ziehe; er werde die Repräsentanten jener Großmächte, die Montenegro 
Friedfertigkeit empfohlen haben, ersuchen, sich persönlich von der Hal¬ 
tung Österreichs, welches ständig über Montenegro Beschwerde führt, 
zu überzeugen. Baron Kuhn erwiderte, er glaube nicht, daß diese Manö- 
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