Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Bezüglich der Konferenz stimmt er vollkommen damit überein, daß 
die Ausschließung der Frage unserer territorialen Kompensationen aus 
dem Programme verhindert werden müsse, denn wenn es selbst nicht 
möglich sein sollte, eine Kompensation zu erlangen, so sei es doch 
wichtig, die Frage aufzuwerfen und vor dem kompetenten Forum 
Europas über unsere guten Argumente zu diskutieren. Auf meine Be¬ 
merkung, daß ich wünschen würde, es möchte auf der Konferenz, die — 
wenn sie stattfinden sollte — aller Wahrscheinlichkeit nach in Rom zu¬ 
sammentreten werde, das serbische Problem wenigstens aufgeworfen 
werden, so i wie Cavour auf dem Pariser Kongreß das italienische Pro¬ 
blem aufgeworfen habe, erwiderte er schmeichelhaft, er sei überzeugt, 
daß ich fähig sei, dies mit derselben Gewandtheit zu tun, und daß er an 
den Stern Serbiens glaube. Er meinte: auch mit demselben Erfolg. 
Bezüglich des Abgeordneten Chiesa bemerkte er, daß dieser der einzige 
Republikaner im Parlamente sei, der ihn persönlich beleidige, und daß 
es in gewissen Kreisen übel ausgelegt werden könnte, wenn man in Bel¬ 
grad allzu viel Wesens von ihm machte. Ich antwortete, daß diesem 
Umstand bereits genügende Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. 
Nr. 33. 
Spezial-Delegierter, Minister des Äußern 
Milowanowitsch, Rom, an das Ministerium des Äußern 
in Belgrad. 
Telegramm: Rom, den 3./i6. November 1908. 
Der russische Botschafter hat mir gestern abend bei dem Diner, das 
er mir zu Ehren gab, mitgeteilt, daß er bezüglich der Aufforderung an 
England, seine Flotte nach der Adria zu senden, auf seine Depesche hin 
von Petersburg die Antwort erhalten habe, eine solche Aufforderung 
wäre jetzt nicht opportun. Aber dafür sei es notwendig, dort mit Ru߬ 
land und Italien die Solidarität zu festigen zwecks Vertretung der serbi¬ 
schen Forderungen, und deshalb sei Tittoni zu ersuchen, er möge dem 
italienischen Botschafter in London auftragen, die energischsten Schritte 
in dieser Richtung zu tun. Heute abend haben wir — Tittoni, der rus¬ 
sische Botschafter und ich — die erste gemeinsame Konferenz behufs 
Verständigung über das in dieser Beziehung einzuschlagende Verfahren. 
Die Antwort Österreich-Ungams an Petersburg bezüglich des Konferenz¬ 
programms wird spätestens übermorgen erfolgen. Aus London ist mir 
mitgeteilt worden, daß Aehrenthal mich gern sehen möchte, aber unter 
der Bedingung, daß von Territorialkompensationen nicht gesprochen 
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