Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Nr. 3o. 
Spezial-Delegierter, 
Minister des Äußern Milowanowitsch, Rom, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
2 9. Oktober 
Telegramm: Rom, den--77-7— 1900. 
0 ii. November 
Der deutsche Botschafter1), der als alter Bekannter mir gegenüber nicht 
zurückhaltend ist, übte Kritik an der Politik Österreichs und Deutsch¬ 
lands und teilte mir unter größter Diskretion mit, daß die Verhand¬ 
lungen zwischen Rußland und Österreich-Ungarn über das Konferenz- 
Programm in freundschaftlichem Tone geführt würden und daß Ru߬ 
land sich bemühe, jeden Konflikt mit Österreich-Ungarn zu vermeiden, 
ferner daß auch Italien sorgfältig bemüht sei, sich vor Österreich-Un¬ 
garn nicht zu kompromittieren. „Hoffen Sie,“ schloß er, „weder von 
Rußland noch Frankreich, Italien oder Deutschland irgend etwas, nur 
England kann auf Österreich-Ungarn einwirken und es zwingen, mehr 
Rücksicht auf Serbien zu nehmen.“ — Der russische Botschafter hat 
den Vorschlag Tittonis wegen des Schrittes bei England nach Peters¬ 
burg telegraphiert. Am Freitag abend wird mich der König, der mich 
zu Tisch geladen hat, in San Rossore empfangen, Samstag abend werde 
ich wieder nach Rom zurückkehren. 
Nr. 3i. 
Spezial-Delegierter, Minister Paschitsch, Petersburg, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
rn i 1^ , , 3o. Oktober 0 
Ielegramm: Petersburg, den-77---1900. 
0 12. November 
Gestern hatte ich eine Sonderaudienz beim Zaren, die eine halbe 
Stunde dauerte. Der Zar gab seiner großen Sympathie für Serbien 
Ausdruck, riet eine ruhige Haltung an, denn unsere Sache sei gerecht, 
aber unsere Vorbereitung schwach. Die bosnisch-herzegowini- 
sche Frage werde nur durch einen Krieg entschieden 
werden; nach seiner Ansicht werde Österreich-Ungarn weder in die 
Autonomie noch in eine territoriale Kompensation einwilligen. Rußland 
1) Graf Monts. 
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