Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Nr. 27. 
Spezial-Delegierter, Minister Paschitsch, Petersburg, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Petersburg, den 
20. Oktober 
2. November 
1908. 
Telegramm: 
Streng vertraulich: 
Die Haltung Rußlands in der Konferenzfrage hat sich in den letzten 
zwei Tagen geändert, ist aber noch nicht amtlich kundgegeben wor¬ 
den. Rußland wird auf die Konferenz gehen, wenn es 
die Versicherung erhält, daß Serbien und Montenegro 
territoriale Entschädigungen bekommen und wenn 
diese beiden Staaten gewisse Garantien bezüglich der 
Verwaltung Bosniens und der Herzegowina erhalten. 
Andernfalls wird Rußland nicht zur Konferenz gehen 
und die Annexion nicht anerkennen. Infolge dieser Änderung 
bezüglich der Haltung Rußlands wird in Österreich-Ungarn große Er¬ 
regung entstehen, und es ist zu befürchten, daß dadurch ein bewaffneter 
Konflikt mit Serbien provoziert werde. Bevor die weitere Entwicklung 
nicht klar wird, empfiehlt uns der Zar und die russische Regierung eine 
ruhige Haltung. Rußland kann und wird jetzt nicht Bosniens 
wegen einen Krieg führen. Ordnen Sie Beschwichtigungsma߬ 
nahmen an. 
Nr. 28. 
Der serbische Geschäftsträger Gruitsch, London, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: 
T , , 21. Oktober 
London, den ——--— 
o. November 
1908. 
Ihr gestriges Telegramm habe ich erhalten und heute eine im Sinne 
desselben abgefaßte Notiz Hardinge übergeben. Er bestätigte, daß in ge¬ 
wissen österreichischen Kreisen große Erbitterung über die Haltung 
Serbiens herrsche und daß ihm Iswolski mitgeteilt habe, er fürchte, daß 
Österreich-Ungarn diese unsere Haltung als eine Herausforderung an- 
sehen werde, die eine energische Aktion Österreich-Ungarns zur Folge 
haben könne. Deswegen, sagte mir Hardinge, sei es notwendig, Provoka¬ 
tionen zu vermeiden, besonders jetzt, wo der Zusammentritt der Konfe¬ 
renz unter Berücksichtigung unserer Forderungen „beinahe gesichert“ 
sei. Er fügte hinzu, daß unsere Erklärungen befriedigend seien, be- 
3 Boghits che witsch, Serbien. 
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