Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

ten jungen Fanatikers gegen Serbien politisch ausnützen. Das Attentat 
von Sarajewo hat jedoch in Serbien in allen Gesellschaftsklassen die 
strengste Zurückweisung gefunden. In den offiziellen und inoffiziellen 
Kreisen hat man sofort verstanden, daß dieses Ereignis die ungünstigste 
Einwirkung auf unsere nachbarschaftlichen Beziehungen und auf das 
Leben der Serben in Österreich-Ungarn haben werde, was auch die 
letzten Ereignisse bestätigten. Es wäre absurd zu glauben, daß Serbien 
in dem Augenblick, wo es alles tut, um die Beziehungen zur Nachbar¬ 
monarchie besser und immer freundschaftlicher zu gestalten, imstande 
gewesen wäre, solche Akte direkt oder indirekt hervorzubringen. Ganz 
im Gegenteil. Serbien hatte selbst ein Lebensinteresse daran, daß das 
Verbrechen vermieden worden wäre, leider lag dies nicht in seinen 
Macht; die beiden Urheber des Attentates sind österreichische Unter¬ 
tanen. Serbien war immer auf seiner Hut. Seit den letzten Ereignissen 
wird es aber seine Wachsamkeit hinsichtlich anarchistischer Elemente 
verdoppeln. Wenn es in Serbien solche entdeckt, wird es gegen die¬ 
selben auf das energischste die strengsten Mittel ergreifen. Noch mehr, 
es wird seine Pflicht tun und mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote 
stehen, innerhalb seiner Grenzen die exaltierten Geister beruhigen, 
Serbien kann aber keineswegs gestatten, daß die österreichisch-unga¬ 
rische Presse die öffentliche Meinung Europas irreführe und aus rein 
politischem Zweck die schwere Verantwortlichkeit des Verbrechens 
eines österreichischen Untertans auf Serbien und auf das ganze ser¬ 
bische Volk wälze, für welches derartige Akte nur großen Schaden und 
keinerlei Vorteil bringen. Ich bitte Sie in diesem Sinne vorzugehen und 
durch alle geeigneten Mittel sobald als möglich der antiserbischen Kam¬ 
pagne vor der öffentlichen Meinung Europas ein Ende zu bereiten. 
Serbisches Blaubuch Nr. 8. 
Nr. 4o5. 
Der serbische Gesandte Spalajkowitsch, Petersburg, 
an den Ministerpräsidenten Paschitsch in Belgrad. 
Telegramm: 
Petersburg, den 
2 1. Juni , 
Der Minister des Äußeren sagte mir, daß die gegen die Serben in Bos¬ 
nien begangenen Grausamkeiten die Sympathien Europas für uns ver¬ 
mehren werden. Er glaubt, daß die Welt den von Wien gegen uns ge¬ 
schleuderten Anklagen keinen Glauben schenken werde. Das wichtigste 
ist, daß die öffentliche Meinung in Serbien ruhig bleibe. 
Serbisches Blaubuch Nr. i£. 
4a5
	        
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