Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Kräfte, um die Staatsautorität wahren zu können und was für diesen 
Fall das schlimmste ist, er verfügt auch nicht über genügend Geld. 
Die Frage einer Anleihe von 76000000 Frs. für Albanien stößt auf 
große Schwierigkeiten, denn die Finanzkreise stehen diesem ganzen 
politischen Unternehmen mißtrauisch gegenüber und auch die Re¬ 
gierungen halten sich zurück, die Finanz weit für ein so unsicheres 
und in den Kinderschuhen steckendes Unternehmen zu interessieren. 
Deutschland fährt fort sich reserviert zu verhalten und lehnt jede 
Beteiligung an der Kandidatur des Fürsten Wied ab. Seine persönlichen 
Freunde haben niemals auf gehört, ihm von diesem Schritte abzuraten. 
In seinen Unterredungen hat der Fürst von Wied seine feste Absicht 
betont, ein strenges, ehrliches und gerechtes Regime in Albanien einzu¬ 
führen, dem bisherigen Korruptionswesen entgegenzutreten und für ein 
tüchtiges Militär zu sorgen. Ob ihm dies gelingen wird, das wird die 
nächste Zukunft zeigen. 
Nr. l\02. 
Persönlicher Brief des serbischen Gesandten Tscholak- 
Antitsch, Sofia, an den Ministerpräsidenten Paschitsch 
in Belgrad. 
Streng vertraulich. 
Sofia, den 
2 3. Februar 
8. März 
1914. 
Gestern suchte mich Sir Henry Bax (Ironside)1) auf und teilte mir 
mit, er habe gehört, daß zwischen Serbien und Rumänien am 5. No¬ 
vember 1913 ein Freunldschafts- und Bündnisvertrag abgeschlossen 
worden sei. Schon im Januar d. J. begann man davon zu sprechen, doch 
weiß man bis heute nichts Positives darüber. Im Sinne des Punktes 2 
dieses Vertrages gewährleisten sich beide Staaten für den Fall eines 
Versuches einer Änderung des Status quo in Mazedonien, gegenseitigen 
militärischen Beistand. Dies gilt derzeit nur als eine unbestätigte Nach¬ 
sicht. Sir Henry bat mich in seinem Namen, an Sie die Frage zu rich¬ 
ten, ob es Ihnen möglich wäre, ihm mitzuteilen, was an diesem Ge¬ 
rüchte wahr sei. Er würde, bewußt der Wichtigkeit dieser Mitteilung, 
Ihre Antwort nur Sir Edward Grey persönlich zur Kenntnis bringen. 
Ich könnte mich nicht entschließen, diese Bitte Sir Henry Bax’ zu be¬ 
fürworten, weil ich nicht in der Lage bin zu beurteilen, ob es über¬ 
haupt möglich ist, dem Genannten irgendeine Antwort zu erteilen. An¬ 
dererseits ist es Ihnen, Herr Ministerpräsident, ebenfalls bekannt, welch 
zugetaner Freund uns Sir Henry ist, welche Dienste er uns erwiesen 
*) Englischer Gesandter in Sofia.
	        
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