Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Nr. 2 5. 
Der serbische Gesandte Popowitsch, Petersburg, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: Petersburg, den i8./3i. Oktober 1908. 
Der englische Botschafter1) wiederholte mir gegenüber die Versiche¬ 
rung der Sympathie der englischen Regierung für unsere Forderungen 
bezüglich einer Grenzberichtigung. Für den Fall der Nichtanerkennung 
der Annexion seitens der Mächte weist er hypothetisch auf die Even¬ 
tualität hin, daß Österreich-Ungarn von neuem seine Rechte auf den 
Sandschak Novibazar geltend machen könne. Obwohl er die Einberufung 
der Konferenz infolge der Haltung Österreich-Ungarns für erschwert 
erachtet, so bemerkte er dennoch, daß vorläufig die amtliche negative 
Antwort Österreich-Ungarns noch nicht erfolgt sei. — Der italienische 
Botschafter, der jetzt von Rom zurückgekehrt ist, erklärt sich bezüglich 
der Konferenzfrage in nicht präziser Weise und sagte mir, daß sich Ita¬ 
lien wegen der Verpflichtungen, die es als Verbündeter einerseits habe, 
wegen seiner Sympathien für unsere Sache andererseits, in einer deli¬ 
katen Lage befinde. 
Nr. 26. 
Spezial-Delegierter, 
Minister des Äußern Milowanowitsch, London, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
rr. i T _ _ iq. Oktober n 
1 elegramm: London, den —^-— 1qo8. 
1. November 
Heute habe ich wiederum Sir Charles Hardinge gesehen. Er teilte mir 
mit, es tue dem Könige leid, daß er mich nicht sehen könne, da er 
außerhalb Londons weile. Der König, dessen Sympathien für Serbien 
gewonnen seien, stimme vollkommen mit dem überein, was Grey mir 
erklärt habe. Hardinge versprach mir von neuem: England werde auf 
diplomatischem Terrain unsere territorialen Forderungen unterstützen, 
solange auch Rußland dies tue. Auf meine Vorstellung, daß es besser 
wäre, eine Vertagung der Konferenz für eine längere Zeit oder sogar 
für immer zu riskieren, als das fait accompli Österreich-Ungarns ohne 
ernstliche Entschädigungen an Serbien und Montenegro und ohne Ga- 
x) Nicolson. 
3i
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.