Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Sobald ich meine Mitteilung beendet hatte, frug er mich, bevor er 
etwas auf dieselbe geantwortet hatte, ob den Albanesen der Besuch 
dieser Märkte (Dibra und Djakova) jetzt gestattet sei? Er fügte in 
ziemlich ärgerlichem Tone hinzu, daß dies zu tun erforderlich sei; 
daß man hier über die unter der dortigen albanesischen Bevölkerung 
herrschende Not unterrichtet und es unsere Pflicht sei, diesen Leuten 
zu helfen. 
Ich antwortete, ich wisse nicht, wie diese Sache derzeit stehe, doch 
wünsche ich Sir Arthur daran zu erinnern, daß wir bereits erklärt 
hatten, gegen den Besuch unserer Märkte von Albanesen nichts ein¬ 
wenden zu wollen, doch könnten wir dies so lange nicht gestatten, so 
lange die Albanesen diese Begünstigung zum Herüberschaffen von 
Waffen und Munition und zur Ausstreuung von Intrigen unter un¬ 
serer Einwohnerschaft mißbrauchen. Ich lenkte seine Aufmerksamkeit 
darauf, daß sich diese Schwierigkeiten nicht eingestellt hätten, wenn 
man auf der Botschafterkonferenz die Wasserscheide als serbisch- 
albanische Grenze akzeptiert hätte — wie sie von uns vorgeschlagen 
worden ist — und wenn Albanien nur jenes Gebiet geblieben wäre, 
welches von Natur aus Küstenland ist, aber nicht auch jener Teil, wel¬ 
cher von der Meeresküste getrennt, gezwungen ist mit Altserbien 
Handel zu treiben und von demselben abhängig zu sein. Was aber das 
Elend und die Not in jenen Gebieten betrifft, seien daran nicht wir 
schuldtriagend, sondern die Albanesen selbst, die uns überfallen, die 
Dörfer niederbrennen usw. — Wir sind, fuhr ich fort, tatsächlich 
in eine sonderbare Lage geraten: wir haben zum Nachbarn ein Land, 
welches als Staat noch nicht organisiert ist, in welchem es weder eine 
Regierung, noch Behörden, noch Gendarmerie gibt; wenn man uns 
von dieser Seite angreift, könnten wir mit diesem Lande weder Krieg 
führen, noch unsere Grenzen sichern, da man uns Ultimata schickt, 
noch für unsere Auslagen einen Ersatz erhalten. Im Gegenteil, man 
verlangt von uns, daß wir mit eigenen Mitteln für die Verwüstungen und 
für das durch die Angreifer verursachte Elend selbst auf kommen 
sollen. 
Sir Arthur entgegnete: Für viele Dinge, welche sich dort zutragen, 
falle die Verantwortung auf uns; unsere Behörden hätten anläßlich 
der Abgrenzungsarbeiten der internationalen Kommission verschiedene 
Intrigen angezettelt; besonders hätten wir uns gegenüber dem englischen 
Delegierten schlecht verhalten, gegen den wir sogar Klage führten. 
Sodann fuhr er in ärgerlichem und scharfem Tone fort: Die englische 
Regierung tue alles, was zur gerechten Ausführung der Abgrenzung 
erforderlich sei; es sei absolut kein Grund vorhanden, an der Korrekt¬ 
heit und Unparteilichkeit des britischen Delegierten zu zweifeln; daß 
unser Verhalten diesem Delegierten gegenüber und unsere Beschwerde 
sehr ungünstig auf genommen worden sei, brauche er nicht besonders zu 
4oi 
26 Boghitsche witsch, Serbien.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.