Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

des Ultimatums offen interpelliert; der italienische Minister des Äußern 
habe ihm erklärt, dieses Ultimatum — welches auch die italienische Re¬ 
gierung bedauere, habe in der Form, in welcher es gestellt worden ist, 
auch ihn überrascht. 
„Ähnliche Vorkommnisse“ — sagte er — „dürfen sich nicht wieder¬ 
holen und wir haben im Einvernehmen und gemeinsam mit Sir Edward 
Grey und Herrn Pichon in Wien ernste Vorstellungen erhoben, von wel¬ 
chen auch die italienische und die deutsche Regierung in Kenntnis ge¬ 
setzt worden sind.“ 
Nr. 383. 
Der serbische Geschäftsträger Boghitschewitsch, 
Berlin, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. >44o. Berlin, den 1918. 
Seitdem die rumänische Vermittlung bezüglich der griechisch-türki¬ 
schen Verhandlungen eingesetzt hat ist man in den hiesigen amtlichen 
Kreisen der Ansicht, daß sich die Lage auf dem Balkan gebessert hat 
und Berichte, die die deutsche Regierung aus Konstantinopel erhalten 
hat, bestätigen, daß die kriegerische Strömung in Konstantinopel im 
Abflauen begriffen ist und daß die türkische Regierung schon auch aus 
finanziellen Gründen wünscht, daß der Friede sobald wie möglich abge¬ 
schlossen werde. 
Wenn auch nach den letzten Nachrichten aus Athen eine Verständi¬ 
gung erzielt worden sein soll, so wird trotzdem die Frage der Inseln noch 
große Schwierigkeiten bereiten, denn die Türkei könne nach Aussagen 
des hiesigen Botschafters1) auf keinen Fall auf die Inseln Chios und 
Mytilene (Lesbos) verzichten. 
Gerade mit Rücksicht darauf bemüht sich die deutsche Regierung die 
endgültige Lösung dieser Frage hinauszuschieben und vorläufig eine pro¬ 
visorische Lösung in der Weise zu versuchen, daß die beiden in Frage 
kommenden Inseln unter der Souveränität der Türkei verbleiben, daß sie 
jedoch mit einer möglichst großen Autonomie ausgestattet werden. 
Mag es auch auf den ersten Blick fehlerhaft und gefährlich erschei¬ 
nen, neuerdings Zustände zu schaffen, wie es mit Kreta der Fall ge¬ 
wesen ist, so läßt sich doch nicht leugnen, daß für den Augenblick kaum 
eine andere Lösung wird gefunden werden können. 
Das Verhalten Rumäniens im griechisch-türkischen Konflikte hat bei 
der deutschen Regierung volle Billigung gefunden und der einzige Vor- 
x) Mahmud Mu elitär Pascha. 
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