Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

„sondern wir Russen müssen Vorarbeiten, daß die Vereinigung Serbiens 
und Montenegros ohne Erschütterungen und Verwicklungen vor sich 
gehe.“ 
In ihrem Optimismus beginnen die hiesigen Regierungskreise sich 
Ideen hinzugeben, die interessant und charakteristisch sind. So soll 
z. B. Rußland einige Millionen Jahressubvention an Montenegro zahlen, 
während die Organisation und Instruktion des Heeres französischen Offi¬ 
zieren, wie in Griechenland, übertragen werden soll. Rußland solle 
60000000—80000000 Rubel für Bewaffnungszwecke hergeben und 
die Waffen sollen aus Deutschland beschafft werden. 
In gewissen Kreisen wird viel von großen Militäranschaffungen ge¬ 
sprochen, und sehr bemerkt worden ist die Haltung des Thronfolgers 
Danilo dem deutschen Gesandten gegenüber1), von dem auch ich gehört 
habe, daß Montenegro seinen ganzen Kriegsbedarf aus Deutschland zu 
beziehen beabsichtige. 
Wahrscheinlich wird auch von uns manches für Bewaffnungszwecke 
verlangt werden, sei es in bar, sei es in Material. Während des jüngsten 
Konfliktes mit Albanien war die montenegrinische Regierung nahe 
daran, von uns Kanonen und Munition zu fordern, die, wie sie behaup¬ 
tete, ihr gelegentlich versprochen worden waren. 
In dem gleichen Maße, wie der Optimismus bezüglich des Verhältnis¬ 
ses zu Rußland steigt, sinkt in den amtlichen Kreisen die Stimmung für 
intimere Beziehungen zu Serbien. Der Minister des Äußern sagte mir 
gestern abend, als wir rein akademisch über die Beziehungen Montene¬ 
gros zu Rußland sprachen, es wäre das beste, wenn Montenegro alles von 
Rußland erhielte und nichts von Serbien zu erhalten brauchte, damit 
zwischen Serbien und Montenegro kein Abhängigkeitsverhältnis und 
keine Eifersucht bestehe. Brüder lebten am besten miteinander, wenn 
keiner vom anderen abhängt. 
Nr. 38o. 
Der serbische Geschäftsträger Boghitschewitsch, Ber¬ 
lin, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 433. Berlin, den I9i3. 
Die Demarche seitens Italiens und Österreichs in Athen ist ebenfalls 
ohne vorherige Befragung Deutschlands erfolgt, das wieder vor ein fait 
accompli gestellt worden ist. Wenn auch Deutschland diese jähen 
Schritte seiner Bundesgenossen mißbilligt, so hat dieses Unbehagen 
Deutschlands keine besondere praktische Bedeutung, denn Italien und 
v. Eckardt.
	        
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