Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Leuten zu ihm zu gehen und wer es doch täte, solle sich nicht mehr 
bei uns sehen lassen, wenn ihm sein Leben lieb sei. Ich bin jetzt hier¬ 
hergekommen, nicht um eine Belohnung zu erbitten, sondern um 
Schutz für meine Person und mein Hab und Gut nachzusuchen. Meinen 
Besitz haben die Montenegriner an sich genommen und sie drohen mich 
zu ermorden, weil sie wissen, daß ich für Serbien und für König Peter 
bin. Ich stehe fest zu König Peter, was mich auch treffen möge. Mich 
hat der österreichische Konsul gerufen, mich hat der italienische Konsul 
gerufen, mich haben Djavid Pascha, Risa Beg und andere gerufen und 
ich habe diesen allen geantwortet, sie hätten ein schwarzes Gesicht 
(seien schlechte Menschen) und daß ich nur den König Peter anerkenne. 
Ich war bei euerem General und beim russischen Konsul und habe ihnen 
erklärt, daß sie mir jetzt Vater und Mutter seien. Ich verlange nichts 
weiter, kann es jedoch nicht ertragen, daß meine gestrigen Knechte 
Herren meines Besitztums sein sollen. Ich will den Herrn General bit¬ 
ten, er möge mir mein Ansehen und meine Würde wiedergeben; ferner 
soll mir mein Besitztum und die Verfügung darüber wiedergegeben wer¬ 
den. Sollte er das nicht tun können oder wollen, so will ich daraufhin 
mich ertränken, denn ich kann diese Schmach nicht ertragen, daß meine 
Knechte über mein Hab und Gut schalten und ich will kein Verräter 
und Ungetreuer an König Peter sein und Schutz bei einem anderen 
suchen. Er ist mein Vater und hier meine Hand, ich erkläre feierlich, 
daß nur König Peter mein Vater ist und sonst niemand, und ich wieder¬ 
hole, daß ich mich eher töten will, als ihm untreu zu werden. Ich 
habe mich jetzt in Diakoviza geborgen, wo mir der Kreispräfekt ein 
Haus angewiesen hat, in welchem ich jetzt wohne. Auch meine Dorf¬ 
genossen sind in Diakoviza untergebracht. Wir ernähren uns, wie wir 
können, leiden aber viel Hunger. Zweimal hat mir der Ortsvorsteher 
i5o Oka Mais1) für alle — etwa hundert Flüchtlinge — gegeben. 
Der montenegrinische General Wesowitsch hat eine Bekanntmachung 
erlassen, in welcher die Flüchtlinge aufgefordert werden, in ihre 
Heimat zurückzukehren. Einige sind auch zurückgekehrt, aber nicht 
alle, und zwar sind es durchweg arme Leute. Ich habe dem König Peter 
mein Wort gegeben, daß ich nur der Seinige sein werde und deshalb 
will ich nicht zu den Montenegrinern zurückkehren. 
Stab der III. Armee Verhört: Major Radoje Lazitsch. 
K. 0. Nr. 2782. 
!) Ein Oka etwas mehr als ein Kilogramm (1281 gr). 
336
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.