Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Verhör 
in der Kanzlei der operativen Abteilung. 
Stab der III. Armee. Prizren, den ^ iqi3. 
5. Juni v 
Verhör des Daut Ibitsch aus G...-Luka im Kreise Diakoviza. 
Es erscheint Daut Ibitsch mit Binak Dema und Achmed Islam, 
letzterer aus dem Dorfe Beleg, seinen beiden Vettern und erklärte: 
„Vor etwa zehn Wochen bin ich infolge der Gewalttätigkeiten der 
Montenegriner aus meinem Heimatsdorfe geflohen. Unter Abdul Hamid 
begab sich gelegentlich einmal der russische Konsul in Uesküb nach 
Diakoviza und Detschane. Als der Konsul nahe bei Detschane war, bra¬ 
chen einige Albanesen aus dem Hinterhalte hervor, um ihn im Auf¬ 
träge des österreichischen Konsuls zu ermorden1). Als ich dies hörte 
bot ich dreißig meiner Leute auf, verjagte die gedungenen Mörder und 
geleitete den russischen Konsul nach Diakoviza. Darauf gingen wir mit 
dem Konsul nach Ipek und Mitroviza, wo mir der russische Konsul 
zehn Napoleondors anbot, die ich jedoch nicht annahm, weil der 
Konsul Gast unseres Sultans war und es sich nicht geziemt hätte, Geld 
von ihm anzunehmen. Dann schrieb sich der Konsul meinen Namen 
auf und sagte, daß ich nichts zu fürchten hätte, so lange er und sein 
Kaiser am Leben seien. Später ging der Konsul nach Uesküb und ich 
kehrte nach Hause zurück, erhielt aber schon einige Tage darauf den 
Befehl, zum Sultan Abdul Hamid nach Konstantinopel zu kommen: 
Dort empfing mich ein Beamter des Sultans und sagte mir: „Nachdem 
du den russischen Konsul vom Tode errettet hast, nimm hier ioo tür¬ 
kische Pfund. Auch wirst du drei Pfund monatlich und einen kaiser¬ 
lichen Orden erhalten.“ Er gab mir das alles auch sofort, worauf ich in 
mein Dorf zurückkehrte; dort verblieb ich die ganze Zeit bis zum 
Kriege. 
Jetzt während des Krieges hatten wir viel Böses von den Montene¬ 
grinern zu erdulden. An 5oo Familien aus meinem Dorfe sind zusammen 
mit mir auf serbisches Gebiet geflohen; ein anderer kleinerer Teil hat 
sich nach allen Richtungen hin zerstreut (Italien, Österreich usw.). 
Als der österreichische Konsul nach Diakoviza kam, rief er mich zu 
sich in der Absicht, mich zu überreden, daß ich und meine Dorf genossen 
durch Handschrift und unter Siegel erklären möchten, wir seien von 
den Montenegrinern und Serben drangsaliert worden. Ich wollte jedoch 
diese Erklärung nicht abgeben, sondern erwiderte ihm, daß ich nur 
König Peter und seine Regierung anerkenne und daß ich von dem 
österreichischen Konsul nichts wissen wolle. Auch verbot ich meinen 
*) Sehr unwahrscheinlich! 
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