Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

(6oooooo D) ausmache. In Wien sei durch den Finanzier Reitzes, 
rumänischen Honorar-Generalkonsuls, gespielt worden, in Paris durch 
einen gewissen Rosenberg, in London durch den Delegierten Jowo Popo¬ 
witsch, desgleichen auch in Frankfurt. Mir ist erzählt worden, daß 
solche Börsenspekulationen auch vor diesem Kriege stattgefunden hätten, 
nur nicht mit so viel Gewinn. — Ein Freund Montenegros suchte mir 
dies zu erklären als „eine Finanzoperation, unternommen für Rechnung 
eines Staates, der nicht viele Mittel zur Verfügung habe“. — Da auch 
die Zeitungen schon darüber sprechen, so habe ich geglaubt, Ihnen dies 
mitteilen zu sollen, was übrigens schon seit so vielen Tagen hier Ge¬ 
sprächsstoff ist. 
Nr. 3o5. 
Der serbische Gesandte Popowitsch, Petersburg, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: 
Petersburg, den 
29. April 
12. Mai 
191З. 
„Wiederum sagte mir Sasonow, daß wir für künftige Zeiten arbeiten 
müssen, da wir viel Land von Österreich bekommen werden. Ich ent- 
gegnete ihm, daß wir Monastir (Bitolja) gerne den Bulgaren geben wer¬ 
den, wenn wir Bosnien und andere Länder Österreichs bekommen.“ 
Nr. З06. 
Spezialdelegierter Gentschitsch, Petersburg, 
an den Ministerpräsidenten Paschitsch in Belgrad. 
Persönlich. Petersburg, den 16./29. Mai 191З. 
Am 12. d. M. war ich bei Kokowzew. 
(Es folgt eine sachlich unwichtige Stelle. Gentschitsch beklagt sich 
nämlich, daß der Gesandte Popowitsch sich weigerte, seinen Bericht in 
einem chiffrierten Telegramme an Paschitsch zu senden, da die Tätig¬ 
keit Gentschitschs einen Eingriff in seinen Wirkungskreis bedeute.) 
Auf die Frage, ob es in Rußland eine Regierungspolitik oder eine 
Sasonow-Politik gäbe, sagte Kokowzew: Eine solche Politik gibt es nicht, 
sie kann auch nicht existieren. Die äußere Politik liegt ausschließlich in 
den Händen des Zaren. Seit dem 16. September 1912 gab und gibt 
Seine Majestät einem jeden die Direktiven bezüglich' der äußeren Politik. 
Ich bitte Sie, dies im Auge zu behalten. 
Eure serbischen Wünsche wegen der Adriafrage sind nicht befrie¬ 
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