Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

hausplatze, es sei dies gescheheu, damit immer ein „foyer d’agitation <! 
vorhanden sei, in welchem man Vorfälle veranlassen könnte, die der 
Monarchie das Recht geben würden, sich nach Bedarf einzumengen. 
2. „Ich bin mit eurer Hilfe von Valona fortgegangen und bin mit 
Balugschitsch in Mailand zusammengekommen. Wir sprachen nach der 
Weisung des Herrn Paschitsch über unsere Lage und unsere gegenseiti¬ 
gen Beziehungen. Ich war damals und bin auch jetzt der Meinung, be¬ 
sonders nach den Konversationen in Rom und Wien, daß Albanien und 
Serbien aufeinander angewiesen sind. Als Verbündete könntet ihr uns 
einen Teil von dem, was euch Europa von unserem Albanien gibt, ab¬ 
treten und wir könnten Serbien geben, was es braucht. Ihr werdet, 
wenn ihr auf meinen Vorschlag eingeht, eine Formel dafür schon fin¬ 
den. Wissen Sie, wir vertrauen jetzt ganz auf euch und auf Rußland., 
denn es ist die Zeit gekommen, wo man seine Freunde warmhalten und 
seine Feinde ruhiger ins Auge fassen muß. Schon früher habe ich 
davon mit Herrn Tscharikow gesprochen, als er Botschafter in Konstan¬ 
tinopel war, und er hat mir Recht gegeben. Vor dem türkischen Krieg 
hatte ich eine Zusammenkunft mit König Nikolaus und wir sprachen 
damals davon, daß die Albanesen dem Bund beitreten sollten, ja er 
offerierte uns geradezu dieses Bündnis. Sowohl dem König als dem 
Prinzen Mirko, der mich nach Montenegro berief, sagte ich, daß dies 
alles wohl geschehen könnte, nur müßte man Rußland für die ganze 
Sache engagieren; dann aber kam der Krieg und das übrige wissen Sie 
selbst. Ich schlage nun abermals ein Einvernehmen mit euch vor unter 
dem Protektorate Rußlands. Ihr richtet es ein und wir sind fertig! 
Ich werde auch in Paris mit Herrn Iswolski reden, und Sie bitte ich, 
Herrn Paschitsch darüber zu befragen.“ 
Nun habe ich schon zweimal um eine solche Antwort telegraphiert, 
aber nichts erhalten. Da es jetzt schon zu spät wäre, sie dem Ismael 
Kemal zu übergeben, auch wenn ich sie erhalten sollte, so ersuche ich 
Sie, ihm dieselbe durch Herrn Wesnitsch zukommen lassen zu wollen, 
wenn Sie glauben, daß man ihm antworten soll. Ich sagte ihm, daß 
wir keine andere Politik verfolgen können als die, daß wir nach einem 
freien Zugänge zum Meere streben, und dies bedeute so viel, als daß 
wir mit Albanien in guten Beziehungen bleiben wollen, ferner, daß wir 
darauf rechnen, wenn es auch jetzt schon ein wenig spät für ein 
Arrangement zwischen uns beiden ist, daß ein solches, welches unsere 
Beziehungen gründlich verbessern könnte, nicht unmöglich sei, und daß 
man wohl ein ganz passendes Arrangement finden könnte. 
Die Idee Ismael Kemals, daß Rußland dieser Kombination zustimmen 
solle, scheint mir den Zweck zu verfolgen, daß sich Albanien gegen 
egoistische Pläne Serbiens und Griechenlands sicherstellen möchte. 
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