Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

den, denn die Welt wird ein Volk hochschätzen, das sich nicht lebend in 
die Knechtschaft Österreichs begeben wollte1). 
Tragen Sie daher neuerdings dies alles vor und sagen Sie nochmals, 
daß es zwischen Serbien und Albanien keine geographischen Grenzen 
gibt, wenn Diakoviza und Dibra an Albanien fallen, und daß dann in 
Zukunft zwischen beiden Staaten kein Frieden bestehen kann. Ser« 
bien hat den Vorschlag des Dreibundes abgelehnt, Salo¬ 
niki und das ganze Wardartal zu erhalten, wenn es auf 
das Adriatische Meer verzichtet und seine Politik än¬ 
dere. Serbien war vom Vertrauen auf die Macht der Entente und auf 
die Gerechtigkeit seiner Forderungen beseelt, welche sich auf das Recht 
seiner Eroberungen stützen. 
Jetzt spricht Österreich auf Grund des Nationalitätenprinzipes Ge¬ 
biete Serbien ab und vor vier Jahren hat es Bosnien und die Herzegowina 
annektiert unter Negierung desselben Nationalitätenprinzipes. Das eine 
Prinzip wie das andere ist für uns gleich schlecht, sobald es nur von 
Österreich vertreten wird* 2). 
Nr. 272. 
Der serbische Geschäftsträger Michailo witsch, Rom, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 82. 
Rom, den 
20. Januar 0 
■w,- 1Q13. 
11. Jbebruar 17 
Vorgestern war ich beim Minister San Giuliano, um ihn von der Er¬ 
klärung unserer Regierung (aus Telegramm Nr. 209) bezüglich der 
Haltung der öffentlichen Meinung Serbiens sowie der Djakowafrage zu 
informieren. Da ich bisher schon öfters dem Minister und anderen Per¬ 
sönlichkeiten der Konsulate erwähnt habe, daß die Großmächte mit der 
Disposition im serbischen Heere und in der serbischen öffentlichen 
Meinung, welche beide jetzt schon wegen der bisher von unserer Re¬ 
gierung im Interesse des Friedens gemachten Zugeständnisse unzufrieden 
sind, rechnen müssen, kam mir die obenerwähnte Depesche des Mini¬ 
steriums sehr gelegen, um meine bisherigen Behauptungen noch kräfti¬ 
ger unterstreichen und den Herren in der Consulta die Unmöglichkeit, 
in irgendwelche andere als in die von uns bisher zugesagten Zugeständ¬ 
nisse einzuwilligen, noch besser bekräftigen zu können. 
!) Phrasen. 
2) Österreichischer- und deutscherseits wurde bei dieser Gelegenheit betont, daß 
wenn sich Serbien auf das Nationalitätsprinzip „der Balkan den Balkanvölkern“ berufe 
auch den Albanern die Selbständigkeit und die nationale Einigung zustehen müsse. 
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