Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

in die Hände der Großmächte gelegt,“ worauf ich erwiderte: „Alles 
muß eine Grenze liaben.“ Darauf sagte er: „Dann werdet ihr 
ganz allein mit Österreich-Ungarn Krieg führen müssen; Österreich 
wird euch angreifen, und wir wollen wegen Diakoviza keinen Krieg. 
Mit großer Mühe haben wir für euch Prizren, Ipek (Petj) und Detschane 
herausgeschlagen, aber Diakoviza und Dibra sind rein albanische 
Städte . . .“ 
Nr. 271. 
Der serbische Ministerpräsident Paschitsch 
an den serbischen Gesandten Popowitsch, Petersburg. 
Belgrad, den 
21. Januar 
F ebruar 
i9i3. 
Paschitschs eigenhändiges Konzept zur Beantwortung 
des Telegramms Popowitschs, Petersburg, 
vom 27. Januar 19131). 
Ihre Depesche hat uns alle in Sorge und Verzweiflung gestürzt, daß 
niemand imstande ist, uns vor den österreichischen Forderungen zu 
schützen. Als ich vorigen Sommer in Petersburg mit Sasonow und 
Kokowzew zusammen war, legte ich ihnen ausführlich alle Gefahren 
dar, welche nicht bloß uns Serben, sondern dem ganzen Balkanbund 
drohen, wenn nicht die Absicht Österreichs, ein großes Albanien zu 
schaffen, vereitelt wird, wodurch Österreich eine starke Position zur 
Unterdrückung und Knebelung der Slawen auf dem Balkan erhalten 
würde* 2). Beide (Sasonow und Kokowzew) waren darin einig, daß man 
die albanischen Pläne nicht zur Ausführung kommen lassen dürfe, und 
jetzt sehen wir mit Entsetzen, daß Rußland nicht imstande ist, uns zu 
schützen. Hier handelt es sich nicht um Diakoviza, Dibra und Skutari, 
sondern die Frage ist: Ist Rußland mit seinen Freunden stär¬ 
ker oder schwächer als Österreich mit seinen Freunden? 
Die ganze slawische Welt und alle übrigen werden Rußland als besiegt 
betrachten durch die Politik und die Drohungen Österreichs. Der Glaube 
und die Zuversicht auf Rußland wird nicht bloß erschüttert, sondern 
vernichtet werden, und die österreichisch-deutsche Politik wird trium¬ 
phieren. Niemand in Serbien wird es ohne Kampf zulassen, daß Dia¬ 
koviza und Dibra albanesisch werden. Unterliegt aber Serbien auf dem 
Schlachtfeld, dann wird es wenigstens von der Welt nicht verachtet wer¬ 
x) Korrigiert. Auch der serbische Text weist grammatikalische Fehler auf, da, wie 
bekannt, Paschitsch, nicht eine einzige Sprache — auch nicht die serbische — voll¬ 
kommen beherrschte. 
2) Alles Übertreibungen und Hirngespinste der serbischen Diplomatie.
	        
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