Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Nr. 268. 
Der serbische Geschäftsträger Boghitschewitsch, Ber¬ 
lin, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Persönlich! 
Streng vertraulich. 
Berlin, den 
24. Januar ~ 
6. Februar I®1 
Da ich einige Sachen von Wichtigkeit Ihnen mitzuteilen habe, deren 
Quelle nicht anzugeben ich mich verpflichtet habe und bezüglich deren 
ich nicht möchte, daß jemand wisse, daß Sie dieselben von mir erfahren 
haben, weil ich sie nur Ihnen persönlich im strengsten Vertrauen melde, 
so sende ich Ihnen auch dieses Schreiben durch Relja Popowitsch als 
Kurier. 
(Es folgen Mitteilungen und Vorschläge bezüglich der Ernennung 
mehrerer serbischer Honorarkonsuln in Deutschland, die für diese 
Aktenzusammenstellung ohne Interesse sind.) Dann aber heißt es 
wörtlich weiter: 
Herr Jules Cambon hat mir nach seiner Rückkehr aus Paris erzählt, 
daß sein Bruder, Paul Cambon, in der Hauptsache mit den Balkan¬ 
delegierten in London zufrieden sei, daß aber an Bedeutung Venizelos 
alle anderen überrage. Bei diesem Anlasse will ich Ihnen wiederholen, 
was ich schon früher Herrn Milowanowitsch gemeldet habe, daß er mir 
wieder in der liebenswürdigsten Weise das Anerbieten gemacht hat, daß 
wir durch ihn persönlich ungeniert und ganz vertraulich gewisse Sachen 
bearbeiten und sondieren können, die sich zur Erörterung auf amtlichem 
Wege nicht eignen. Sein Anerbieten kommt jetzt um so gelegener, als 
sein Bruder, wie Sie wissen, in London in der Botschafterkonferenz die 
Hauptrolle spielt und er jetzt öfters von Berlin aus auch direkte Kuriere 
für London hat1). 
Nebenbei möchte ich noch bemerken, damit auch Sie sich danach rich¬ 
ten können, daß mich Herr Cambon gebeten hat, ich möge ihn, wenn ich 
Ihnen Nachrichten melde, die ich durch ihn erfahre, möglichst selten 
nennen, da ihm Herr Poincare ohnedies bereits vorwerfe, daß er mir 
allzuviel mitteile. 
*) Wie mir der englische Botschafter damals persönlich mitgeteilt hatte, wurden 
auch diplomatische Sendungen der französischen Botschaft in Berlin durch die engli¬ 
schen Kuriere der englischen Botschaft in Berlin nach London gesandt, ein Zeichen 
der großen Intimität der diplomatischen Beziehungen dieser beiden Länder, die im 
scharfen Gegensätze zu dem russisch-französischem Verhältnisse in dieser Beziehung 
stehen, wo bekanntlich, an die französische Botschaft in Petersburg gerichtete Chiffre¬ 
depeschen von der russischen Regierung vorher heimlich deschiffriert wurden. Vgl. 
Georges Louis Carnets. 
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