Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

nersten tief erregt. Die dortigen Serben haben nicht bloß das Haupt er¬ 
hoben, sondern fühlen sich jetzt auch stärker; sie fühlen, daß ihnen der 
künftige Kampf gegen die Muselmanen und katholischen Serben — mit 
anderen Worten: gegen die Regierung — ganz leicht sein wird1). Die 
serbischen Siege — das gesicherte Kossowo, wie sie sagen — sind eine 
unerschöpfliche Kraftquelle für alle ihre Ziele. Sie erhoffen einen 
vollen Erfolg, welche Hindernisse immer ihnen die offiziellen Kreise 
auch entgegenstellen sollten. — Die Muselmanen sind erschlafft, die 
Katholiken verwirrt. Sie haben sich beide aneinander angeklammert und 
können uns für den Anfang Bosheiten antun. Dennoch merkt man es 
ihnen an, daß sie die Empfindung haben, sie müßten mit uns gehen. 
An uns ist es, in dieser Beziehung Gewandtheit zu zeigen. Helfet uns 
ihr aus dem Königreich! Lasset nicht zu, daß hier in Bosnien und der 
Herzegowina auf ungesetzlichem Wege vorgegangen werde. Alles was 
von Serbien aus getan und in Serbien geschwätzt wird, bleibt der bos¬ 
nischen Regierung nicht verborgen; sie weiß alles. Wenn es so fort¬ 
geht, kann es zu Dingen kommen, die weder euch dort noch uns hier 
erwünscht sind. Trachtet damit rasch ein Ende zu machen. Wenn es 
zu einem baldigen Friedensschluß kommt, wenn ihr eure Beziehungen 
mit der Monarchie in Ordnung bringt, so wird alles gut werden für 
unsere gemeinsame Zukunft. Jawohl, unumgänglich notwendig 
noch für manches Jahr sind für euch und uns Frieden 
und gutnachbarliche Beziehungen zu Österreich. Wir wer¬ 
den die Muselmanen gewinnen und ihr könnt die Katholiken in unsere 
Arme führen, wenn ihr helfet, daß sie Geistliche bei euren katholischen 
Untertanen werden. Mit ihnen zusammen werden wir von der 
bosnischen Regierung erlangen, was wir wollen, und 
dann auch noch anderes . . .“ — Solche Äußerungen wurden mir 
gegenüber getan von einer Seite, welche die gemäßigtere Strömung im 
bosnisch-herzegowinischen Landtage darstellt, und ich teile sie mit der 
Bitte mit, dies alles in sehr ernste Erwägung zu ziehen. Es liegt viel 
Vernünftiges in diesen Worten. 
Auf dem Aktenstück ist folgender Vermerk von der Hand des Mini¬ 
sterpräsidenten Paschitsch selbst : 
„Zur Kenntnis genommen. Man muß zu Maßnahmen schreiten, damit 
alle illegal wirkenden Vereinigungen aufhören, denn sie bringen uns 
wirklich mehr Schaden als Nutzen.“ 
*) Das hat sich auch als eine große Täuschung erwiesen.
	        
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