Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

zam Schaden unserer Interessen zu schützen, daß es Österreich-Ungarn 
nicht gestatten werde, in der Balkanfrage eine präponderante Rolle 
spielen zu wollen, daß es vielmehr gesonnen sei, unsere berechtigten 
Forderungen (Anerkennung des Nationalitätenprinzips) auf dem Bal¬ 
kan u. a. m. zu unterstützen. Diese Wendung im Verhalten Deutsch¬ 
lands hat eine weitgehende politisch-ökonomische Bedeutung. 
Der italienische und der französische Gesandte bemühten sich 
um die Erhaltung des Einvernehmens zwischen uns und Bul¬ 
garien1). Rußland hat, wenngleich die Beziehungen wegen der Frage 
des Klosters Detschani uns gegenüber etwas erkaltet waren, uns in der 
Angelegenheit von Monastir entschieden geholfen. 
9. Wie sollen unsere Beziehungen zu Rußland nach der Nieder¬ 
lage in der Mandschurei, durch welche seine Einflußnahme auf die 
Weltpolitik Einbusse erlitten hat, gestaltet werden? Soll dem Wunsche 
Rußlands nach einer Lösung der Frage bezüglich der Kloster von 
Detschani und Hilendar entsprochen werden? 
10. Wäre es angesichts der gegenwärtigen Lage von Wert, lebhafter 
daran zu arbeiten, daß normale Beziehungen zu England wieder ein- 
treten? Was soll in dieser Hinsicht geschehen? 
Über vorstehende Fragen und noch manche andere, die sich durch 
die Diskussion ergaben, entwickelte sich ein lebhafter Gedanken- und 
Meinungsaustausch, der eine mehr oder minder lebhafte Form annahm, 
sobald die politischen Ziele der österreichisch-ungarischen Monarchie, 
ihre Absichten auf eine dauernde Einverleibung Bosniens und der Herze¬ 
gowina, und die vergeblichen Gelüste Österreich-Ungarns nach einer 
dominierenden Stellung auf dem Balkan, zur Erörterung gelangten. 
Insbesondere äußerten sich über die verschiedenen Gegenstände 
Dr. Milowanowitsch, Dr. Wesnitsch, Georg Simitsch, Dr. 
Wuitsch, Dr. Mililtschewitsch und machten Vorschläge, wel¬ 
che den Rahmen der zur Diskussion gestellten Fragen bedeutend er¬ 
weiterten. 
Nr. 3. 
Der serbische Gesandte Militschewitsch, London, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 23. 
London, den - 
20. Januar 
2. Februar 
1908. 
In Ergänzung meines jüngsten Berichtes über den Besuch des deut¬ 
schen Kaisers und über die englisch-deutschen Beziehungen halte ich 
es für notwendig, Ihnen zu berichten, daß, wie mir bekannt geworden 
1) Auf Grund des Vertrags von 1904. 
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