Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Wie mir Herr Jeftanowitsch sagte, hat man ihnen geantwortet, daß 
man ihren Wünschen Rechnung tragen wird, und die Verfassung wird 
nicht eher promulgiert werden, bevor man nicht auch ihre Wünsche 
kennengelemt hat. Deswegen wollen sie dieser Tage nach Sarajewo zu¬ 
rückkehren und dort eine Versammlung der Gleichgesinnten einberufen — 
Orthodoxe und Moslims —, um die Wünsche zu formulieren und der 
Regierung zu übergeben. 
Dem Gespräche mit Jeftanowitsch habe ich entnommen, daß er und 
seino Freunde mit dem neuen Stande der Verhältnisse in ihrer Heimat 
rechnen wollen und sich bemühen, möglichst große politische und 
ökonomische Vorteile für ihr Volk zu erlangen. Von diesem Standpunkte 
aus wünschen sie lebhaft, daß man zu einem Abschlüsse des Handels¬ 
vertrags zwischen Serbien und Österreich-Ungarn gelange und daß man 
freie Zufuhr durch Bosnien und die Herzegowina über Metkowitsch be¬ 
komme. Durch die Ein- und Durchfuhr der serbischen Produkte wür¬ 
den die alten Handelsbeziehungen zwischen ihren Ländern und Serbien 
aufleben und die geistigen Bande würden zum Vorteil der Zukunft des 
Serbentums gekräftigt werden. 
Herr Scholja sprach wieder mit Herrn Dimitri je witsch1), den ich über 
dessen Wunsch zu ihm schickte. Dieser fügte zu dem, was mir Jefta¬ 
nowitsch sagte, noch hinzu, daß sie nicht nur im Namen der Serben 
gesprochen hätten, sondern auch im Namen der mit ihnen verbündeten 
Moslims, deren Chef Ali Beg Firdus unter dem Einfluß des Scherif 
Arnautowitsch stehe, den man, wie Scholja sagt, von unserer Seite unter¬ 
stützen sollte, soviel man es nur könne. In Bezug auf die Durchfuhr der 
Waren gibt Scholja den Rat, eine serbische Handelsagentur in Met- 
kowitsch zu gründen und zum Chef einen Dalmatiner oder Bosnier 
zu ernennen, der die Leute und Verhältnisse kennt; einen solchen wür¬ 
den sie schon empfehlen. Zum Schluß hat Scholja den Wunsch ausge¬ 
drückt, mit Ihnen (Milowanowitsch) Zusammenkommen zu dürfen, ent¬ 
weder in Belgrad oder anderswo, wo Sie bestimmen. 
In dorso des Berichtes Konzept einer telegraphischen Antwort von 
der Hand Milowanowitschs. 
Expediert 26. April 1909. 
Gerne werde ich Scholja sehen; wenn es ihm nicht paßt, nach Belgrad 
zu kommen, so werde ich ihm eine Zusammenkunft außerhalb Ser¬ 
biens ermöglichen und nachträglich bestimmen, wo und wann. 
Milowano witsch. 
*) Gesandtschaftssekretär. 
III
	        
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