Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

eingewilligt. Sodann sagte er mit dem Hinzufügen, daß ich Ihnen das 
noch nicht melden möge: Die Aufhebung des Art. XXV. des 
Berliner Vertrages bedeute nicht die Anerkennung der 
Annexion, denn dieser Artikel werde durch nichts ande¬ 
res ersetzt, als durch das Österreichisch-türkische Proto¬ 
koll, das für die Mächte nicht verbindlich sei. Später werde 
Österreich-Ungarn selbst Rußland um eine Konferenz bitten. Der eng¬ 
lische Botschafter glaubt ebenfalls nicht, daß die Lage verzweifelt sei. 
Nr. 91. 
Der serbische Gesandte Popowitsch, Petersburg, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: Petersburg, den i/b/27. März 1909. 
In hiesigen diplomatischen Kreisen glaubt man, daß das Prestige 
Rußlands infolge des letzten Aktes der russischen Regierung stark 
gesunken sei, nicht bloß auf dem Balkan, sondern auch in den Augen 
Europas. Der englische Botschafter1) wundert sich über 
den übertriebenen Schrecken der russischen Regierung, 
welcher die Prätentionen der Gegner nur steigere und als 
ich sagte, daß Iswolski mir mitgeteilt nätte, er tue das unsertwegen, 
lachte er auf und bemerkte: „Das ist schön von ihm!“ Ich bitte hiervon 
keinen Gebrauch zu machen. Der Botschafter glaubt nicht, daß uns 
Österreich-Ungarn um jeden Preis angreifen werde, aber — sagte er — 
dies werde geschehen, wenn wir die Antwortformel der Mächte nicht an¬ 
nehmen. Morgen, übermorgen wird man sehen, welches Ergebnis die 
Verhandlungen haben werden. 
Nr. 92. 
Der serbische Gesandte Wuitsch, Rom, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 3i. Rom, den i4*/27« März 1909. 
Der englische Botschafter Rodd konstatiert, daß auf die erneute 
Vorstellung, oder besser gesagt, unter dem Drucke Deutschlands und 
Österreichs, Rußland schließlich nachgegeben und eingewilligt hat, vor 
dem Zusammentritte einer Konferenz den Akt der Annexion anzuer¬ 
kennen. Auf eine ähnliche Vorstellung in London hat — sagte er_ — 
*) Sir Arthur Nicolson. 
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