Volltext: Kopf und Herz des Weltkrieges

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Erich Ludendorff bis 1914 
dem militärischen Handeln des Großen Königs, dessen 200. Ge 
burtstag 1912 gefeiert wurde. Es fand auch eine Ausstellung von 
Bildnissen zeitgenössischer Künstler statt, die aus Ludendorff keinen, 
während die Zeichnungen des Altmeisters Menzel, der kleinen 
Exzellenz, einen nachdrücklichen Eindruck hinterließen. „Gleich 
bedeutend aus allen Bildern waren indessen die wunderbaren Augen 
des Königs. Dieser hat erst den Friedrich den Großen geschaffen, 
der uns gegenwärtig ist." — In einem anderen Zusammenhang 
spricht der General von den Bildern des russischen Malers Were- 
schtagin, der nach meiner Erinnerung den Zug Napoleons 1812 
nach Rußland in vielen Bildern im alten Reichstagögebäude aus 
stellte, so lebenswahr ergreifend, kriegsabschreckend, daß unser Feld 
herr nur noch ernster vom Kriege denken mußte. Hier wurde an 
schaulich jedem Strategen gepredigt, daß der Krieg gegen Rußland 
kein Spaziergang von heute aus morgen ist, daß der Große General 
stab recht tat mit seinem Hauptaufmarschplan gegen den Westen. 
Im Badischen Schwarzwald lebt übrigens noch, wie einem Kanonier 
und Vorreiter des ersten Geschützes der ersten reitenden Batterie 
eines Ostpr. Feldartillerie-Regiments am Stry, dem Gefreiten 
Alfred Fricker dessen Großvater überliefert hat, der Spruch: 
„Wärst du in Deutschland geblieben, 
in Rußland bekommst deinen Teil!" 
Dieses Lied sangen die Rheinbundtruppen 1812, als sie zerschunden 
und abgerissen in die deutsche Heimat zurückkamen, verblutet für 
einen Fremdling, für Napoleon! Und noch heute singt man es dort, 
eine Mahnung auch an uns, die 1914 vergessen war, obwohl noch 
auf seinem Sterbebette der alte Kaiser darum gebeten hatte, stets 
Freundschaft mit Rußland zu halten, getreu seinem großen Ahnen 
Friedrich II., der, gealtert, bei einer Gelegenheit sagte: 
„Man kann eine Unmenge von Feinden haben, auch wenn 
man keinerlei Mühe aufwendet, sich fröhlichen Herzens solche 
zu verschaffen, und so gehe man darauf aus, sich auch nach 
Freundschaften außerhalb der deutschen Reichögrenzen um 
zusehen. Das wird erreicht, wenn man die freundschaft 
lichen Beziehungen zu Rußland pflegt und meine Nach 
folger alö einsichtsvolle Menschen ihre Pflicht erfüllen, damit 
das Schicksal uns den größeren Teil des drohenden Unheils 
fernhalte."
	        
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